Das Einschlafritual – jetzt gehört der Papa dazu

Mein Sohn macht das Schlafen weiterhin zu unserem Top-Thema. In 21 Monaten als Eltern können wir uns beinahe an jede durchgeschlafene Nacht erinnern. Doch schon bevor er auch nur ein Auge zumachte, stellte er uns vor große Herausforderungen. Samuel ließ sich nur von seiner Mama ins Land der Träume entführen. Die Male, die ich ihn im letzten Jahr ohne Proteste zu Bett bringen durfte, konnte ich an zwei Händen abzählen. So gut und intensiv wir unsere Papa-Sohn-Zeit tagsüber verbrachten, so vehement wehrte er sich, mich an seinem Einschlafritual teilhaben zu lassen. Das Thema nagte ziemlich an mir. Ja, es machte mir zu schaffen.

Viele Anläufe

Immer wieder startete ich einen Anlauf, meinen Sohn ins Bett zu bringen. Schon am Weg ins Schlafzimmer regte sich Samuel fürchterlich auf, forderte panisch seine Mama. Im Zimmer selbst wurden seine Proteste noch lauter und vehementer. Mein Herz blutete, ich trotzte allen „da müsst ihr durch“-Ratschlägen und gab nach. Mein Sohn tat mir leid. Ich konnte mit der Rolle des „Täters“ nur schwer umgehen. In unserem gemeinsame Urlaub wollte ich den nächsten Versuch starten. Schließlich verbrachten wir in dieser Zeit beinahe jede Minute zusammen.

(K)ein Überraschungseffekt

Abendessen und Umziehen klappte ohne Probleme. Allerdings fehlte hier auch der Überraschungseffekt, tat ich beides auch stets daheim. Dieser setzte erst beim Verabschieden von seiner Mama ein. Lautstark und panisch. Schnell verschwand ich im Schlafzimmer, redete auf ihn ein, erzählte von unseren gemeinsamen Erlebnisse tagsüber. Und plötzlich setzte der nächste Überraschungseffekt ein: Er lauschte aufmerksam, klammerte sich an mich und beruhigte sich langsam. Mit dieser Entwicklung hatte ich selbst nicht gerechnet. Rasch improvisierte ich, kramte Klassiker aus meiner verstaubten Liederkiste aus, erzählte konfuse Gute-Nacht-Geschichten. Mein Sohn lauschte aufmerksam, suchte meine Nähe und schlief nach rund 45 Minuten auf meinem Bauch ein. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh, dass dieser so gepolstert und offensichtlich bequem war.

Regelmäßigkeit

Der Anfang war geschafft! Aber jetzt ging es darum, eine Regelmäßigkeit zu erzeugen. Auch nach unserem Urlaub. Samuel blieb allerdings seinen Gewohnheiten treu. Nach einem herzhaften Protest folgte umgehend Ruhe, sobald wir zwei in seinem Schlafzimmer verschwanden. Zu meiner Erleichterung. Ja, er hatte Vertrauen gefasst. Endlich! Mittlerweile bringe ich meinen Sohn ohne Unterbrechung seit rund drei Monate abends zu Bett. Ein Meilenstein in meinem Papa-Leben. Wir feilen bereits an unserem Einschlafritual. Ich erzähle ihm von seinem Tag und was wir morgen alles vorhaben. Er stimmt zu oder fordert mich auf, zu schweigen. Oder zu singen. Was mein Sohn gleich wieder bereut.

Mätzchen

Zwischen 30 und 40 Minuten dauert es, bis er im Land der Träume verweilt. In dieser Zeit zeigt mein Sohn, dass er Meister im Zeitschinden ist. Jeder Fußball-Profi könnte sich etwas davon abschauen. Denn plötzlich bricht alle zwei Minuten unstillbarer Durst aus. Geht in den kleinen Körper kein Tropfen mehr hinein, muss er die Trinkflasche seinen Stofftieren, den im Garten zwitscherten Vögeln, den vorbeifahrenden Fahrzeugen und der Wand anbieten. Ja, der Wand. Die Blässe dürfte einen Samaritereffekt bei meinem Sohn auslösen. Gleiches Spiel folgt mit dem Schnuller. Dazwischen folgen akrobatische, yogaähnliche Übungen, bis er seine Schlafposition gefunden hat. Denn ernst wird es erst, liegt er länger als 30 Sekunden still, vergräbt sein Gesicht in meiner Hand und sucht meine Nähe.

Kein Wettbewerb

Warum das alles jetzt plötzlich funktioniert? Ich weiß es nicht. Allerdings weiß ich, dass ich all die Fragen, warum mein Sohn sich nur von seiner Mama zu Bett bringen lässt, nicht mehr hören konnte. Oder die Geschichten, wie gut es bei anderen Familien klappt. Natürlich hinterfragte ich mich, zweifelte an meiner Papa-Rolle. Aber das Großziehen von Kindern ist kein Wettbewerb. Denn schließlich bestimmte mein Sohn den für ihn richtigen Zeitpunkt. Ich lernte wiederum Geduld zu haben und eben im richtigen Moment bereit zu sein.

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