Für meinen Sohn

Diese Zeilen schreibe ich für meinen Sohn zu seinem ersten Geburtstag!

Lieber Samuel,

es war an einem Karfreitag, als mir deine Mama mitteilte, dass du unterwegs bist. Damit begann für mich der große Countdown ins Unbekannte. Ich bemühte mich, dir ein gutes Zuhause zu schaffen. Ich strapazierte meinen persönlichen Geduldsfaden bei Besuchen auf Baby-Flohmärkten und – Messen. So manchen Samstag verbrachte ich mit deiner Mama bei Ikea, um dein neues Kinderzimmer einzurichten. Ja, mein Sohn – auch dir werden in deinem Leben noch viele Ikea-Besuche bevorstehen. Allerdings höre auf deinen Vater und mache diese nie an einem Samstag! Und – wenn möglich – allein! Ich las so viele Bücher, wie zuletzt in meiner Schulzeit. Ich forderte Google täglich neu heraus, mir Antworten zu liefern. Alles, um gut vorbereitet zu sein auf dich.

Dann, vor genau einem Jahr: Ich saß auf diesem unbequemen Holzsessel in dem Kreißsaal, der vor wenigen Minuten noch voll von hektischen Leuten war. Du lagst dick eingewickelt in meinen Armen. Deine Augen starrten mich fragend an. Ich starrte zurück. Erstarrt vor Glück, Stolz – und eben auch Fragen. Bis ich merkte, dass du Antworten haben wolltest. Ich versprach dir, dich zu behüten und zu beschützen. Dir ein guter Vater zu sein und stets dein Bestes im Sinn zu haben.

Du hast es mir in deinem 1. Jahr leicht gemacht. Weil du meine Unerfahrenheit und Unwissenheit nicht ausgenutzt hast. Wir entdeckten gemeinsam Wege, dich aus- und anzuziehen ohne das Zimmer zu verwüsten, dich zu beruhigen, wenn du unpässlich warst. Du zeigtest mir Dinge in unserer Wohnung, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, weil du sie plötzlich in deinen Fingern hattest. Aber über deine Windeln, Samuel, sollten wir noch einmal reden. Musst du echt so viele jeden Tag verbrauchen? Falls ja, wäre es allerdings schon eine Hilfe, lägst du beim Wechseln ruhig auf dem Wickeltisch. Du weißt ja, deine Mama ist nicht glücklich, wenn wir dort ein Schlachtfeld hinterlassen. Und ein bisserl ruhiger und länger könntest du schon schlafen.

Ja, wir hatten auch eine schwierige Phase. Als dich nur deine Mama beruhigen konnte und du vorwiegend ihre Nähe suchtest. Du wolltest mir damit zeigen, dass dir unsere Papa-Sohn-Zeit zu gering ist, du mehr Aufmerksamkeit von mir forderst. Ich brauchte einige Zeit, um das zu verstehen. Und zu verändern. Du bist aber nicht nachtragend. Heute zeigst du mir, wie sehr du dich freust, wenn ich abends heim komme und du unsere gemeinsame Zeit genießt. Machst du es dann deinem Papa nach und streckst deinen Zeigefinger nach oben, damit er seinen Top-Gun-Sager (ein Film, den du wahrscheinlich nie sehen wirst, weil er zu uncool für dich sein wird) „Nur da oben entscheiden Piloten alleine“ anbringen kann, fühle ich, wie sich unsere Männerbeziehung auf ein neues Niveau hebt. Ich bewundere auch deine Fröhlichkeit und wie herzhaft du über Kleinigkeiten lachen kannst. Bewahre dir das.

In den nächsten Jahren kommen sicher wieder Höhen und Tiefen auf uns zu. Du wirst dich – wenn auch erst in einigen Jahren – fragen, warum ich dein Fußballtrainer bin und nicht der Papa von Lukas. Obwohl der doch jünger, cooler und der bessere Fußballer ist. Ich werde dir sagen, dass ich einfach gerne mit dir Zeit verbringe. Du wirst dich darüber aufregen, dass dein Vater an den Elternabenden in der Schule stets so peinliche Zwischenfragen stellt. Du wirst dich beschweren, dass ich dir so vieles verbiete. Mehr als die Eltern deiner Freunde. Ich werde dir immer die Antwort geben, dass ich nur dein Bestes will. Und ich hoffe, du wirst mir eines Tages sagen, dass ich mein Versprechen eingelöst habe.

Alles Gute zum 1. Geburtstag, mein Sohn!

Dein Papa

Mein Brief an Samuel ist auch in der WIENERIN nachzulesen!

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*