Die 9 verschiedenen Spielplatz-Typen

Der Spielplatz ist ein eigener Mikrokosmos. Mit informellen Regeln und Verhaltensweisen. Jahrzehnte machte ich einen Bogen um diese lärmenden Begegnungszonen. Mittlerweile bin ich beinahe täglich dort anzutreffen. So wie viele andere Erziehungsberechtigte auch. Lässt es das eigene Kind einmal zu, kommt man nicht darum herum, andere Eltern zu beobachten. Um auch gleich zu bemerken, dass man selbst das Objekt der Beobachtung ist. Dabei habe ich neun verschiedene Spielplatz-Typen erkannt. Nicht ohne mich darin selbst wieder zu finden.

1) Die Frischlinge

An ihren fragenden Blicken und Handlungen erkannt man ihre Unerfahrenheit. Und am viel zu warm angezogenen Kind. Der Windzug auf der Schaukel könnte ja doch krankheitserregend sein. Noch ist alles neu, vieles zu gefährlich. Übervorsichtig bewegen sie sich von Station zu Station. Und schließen nicht sofort das Tor, wenn sie den Spielplatz wieder verlassen …

2) Die Fürsorglichen

Kommen einem Kind am Klettergerüst Erwachsene entgegen, handelt es sich um Eltern dieser Kategorie. Wie Bodyguards schleichen sie um ihre Kinder herum, verbiegen sich selbst auf kindgerechte Größe, um ja nahe an ihren Sprösslingen dran zu bleiben und stolpern über andere Kinder, wenn sie nicht vorher vertrieben haben.

3) Die Filmemacher

Mit perfektem Equipment ausgestattet, wird jedes Highlight festgehalten. Mehrmals muss das Kind den Parcours meistern, passen Handeln und Drehbuch nicht zusammen. Spannend wird es, versucht sich ein Elternteil dabei noch als Kommentator. Dann herrscht ein Hauch von Stadionatmosphäre am Spielplatz.

4) Die Camper

Diese Eltern sind gekommen, um zu bleiben. Sie haben alles dabei, sind perfekt ausgerüstet. Decke, Zelt, Kühltasche mit Essen und Getränken, Kinderwagen, Dreirad, Spielsachen – nichts fehlt für einen optimalen Nachmittag am Spielplatz. Kontakt zu dieser Gruppe zu halten, stellt sich nur selten als Fehler heraus. Denn Hunger und Durst können schneller ausbrechen als gedacht.

5) Die Einheimischen

Sie kommen ohne Gepäck, sind immer zu verschiedenen Zeiten und unterschiedlich lang anzutreffen. Die Bekleidung verrät zudem, dass kein Unterschied zwischen Wohnung und Spielplatz gemacht wird.

6) Die Standby-Eltern

Sie starren auf Schaukeln, gehen im Kreis oder sitzen gedankenverloren am Rand der Sandkiste. Ihnen ist die Erschöpfung anzumerken. Manchmal zweifelt man sogar, ob sie überhaupt ein Kind hier am Spielplatz haben oder einfach nur die Lärmkulisse zur Entspannung brauchen. So leer wirken ihre Blicke, so apathisch ihre Körperhaltung.

7) Die Wochenend-Väter

Man sieht sie nur selten und wenn, dann eben am Wochenende. Erkennungsmerkmal ist der riesige Rucksack am Rücken mit wahrscheinlich allen lebensnotwendigen Utensilien. Niemals würde sie diesen selbst so packen. Diese Väter beobachten alles ganz genau. Nur nicht ihren eigenen Nachwuchs. Vielmehr wird die Plakette des Klettergerüsts begutachtet, die Konstruktion der Schaukel erforscht oder die Aufteilung der Parkbänke geistig hinterfragt.

8) Die Business-Eltern

Eine Hand an der Schaukel, in der anderen das Handy. Oder sie sitzen gestresst mit einem Tablet auf der einzigen Bank mit Tisch. Eigentlich fehlt nur die hektische Frage an andere Eltern, ob es hier „eh auch WLAN gibt“.

9) Die Coolen

Sie genießen mit dunkler Brille die Sonnenstrahlen auf der Parkbank, lassen gemütlich den Tag ausklingen. Unaufgeregt greifen sie ein, wenn sie denn müssen. Nie hat man dennoch den Anschein, sie hätten nicht alles unter Kontrolle. Ist diese Endstufe erreicht, hat man es als Elternteil geschafft: Der Mikrosmos „Spielplatz“ ist im Griff.

 

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