Zehn Monate Papa

Zehn ganze Monate (ich rechne nun endlich nicht mehr in Wochen) darf ich mich schon Papa eines Buben nennen. Die Zeit verfliegt, noch immer gleicht kein Tag dem anderen. Und schon wieder hat Samuel mit dem Buben, den ich hier vor einigen Wochen beschrieben habe, nicht mehr viel gemeinsam. Gleichzeitig intensivierte sich unsere Papa-Sohn-Beziehung.

Zeit der Überraschungen

Samuel versteht es im Moment, seine Eltern laufend zu überraschen. Galt er lange Zeit als bewegungsarmer Faulpelz, der Gemütlichkeit jeder körperlichen Anstrengung vorzog, mimt er zurzeit einen Duracell-Hasen. Ständig muss Samuel in Bewegung sein und seine Eltern mit ihm. Fiel ihm wochenlang das alleinige Sitzen schwer, sitzt er plötzlich auf der Couch als hätte er nie etwas anderes getan. Dachten wir, dass er sich an den Stäben in seinem Gitterbett erst in einigen Wochen hochziehen kann, weckte er uns am nächsten Tag bereits stehend in seinem Bett auf. Auch seine Eltern beginnt er namentlich zu identifizieren. Spitzt er die Zunge zwischen seinen Lippen, lässt sich ein „Mama“ erkennen. Schnappt er eher nach Luft, untermalt Samuel diese Aktivität mit einem für mich eindeutigem „Papa“ – für Laien scheint es nur ein brabbelndes „Bababa zu sein. Einziger Haken: Noch verwendet Samuel diese neue Begriffe nicht nur für seine Eltern.

Auf Entdeckungsreise

Die alltäglichsten Kleinigkeiten lösen bei Samuel große Faszination aus. Vor allem bei ihrer Premiere. Plötzlich klingt das Knistern einer Alu-Folie oder eines Zeitungpapiers aufregend, verzückt das Hinunterwerfen von Spielsachen oder zieht das Verbotene magisch an. Bei seiner Entdeckungsreise schickt Samuel meist seinen gestreckten (E.T.-)Zeigefinger vorsichtig als Späher voran, zuckt bei der ersten Berührung schnell zurück, um gleich wieder Kontakt aufzunehmen. Die wirklich interessanten Dinge untersucht mein Sohn dann genauer – vorwiegend mit seinem Mund. Dann sind Mama und Papa gefordert. Denn nicht alles soll ja diesem Test unterzogen werden.

Das Fremdeln

Kein Ding ohne Ding. Lange Zeit fürchtete ich mich als Papa vor der Zeit des Fremdelns. Dass mein Sohn sich vor mir schrecken könnte, löste bei mir Angst und Schrecken aus. Ratgeber prophezeiten diese Phase ab dem 10. Lebensmonat. Nur bei diesem Thema ließ sich mein Sohn nicht so viel Zeit. Mit dem 8. Monat begann sein Fremdeln. Ein kurzer Augenblick auf nicht elterlichen Armen und schon verzogen sich seine Mundwinkel, begleitet mit einem bitterlichen Schreianfall. Anfangs ließ er sich nur von meiner lieben Ehefrau beruhigen. Wir intensivierten die rare Papa-Sohn-Zeit, bis Samuel wohl sah, dass auch in seinem Vater das Beruhigungs-Potenzial schlummerte. Mit Erfolg: Komme ich heute von der Arbeit nachhause, klebt mein Sohn förmlich an mir. Nicht einmal für einen Moment zieht er Mamas Arme vor. Es gibt keinen schöneren Feierabend für einen Papa.

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