Die ersten sechs Monate

Seit sechs Monaten bin ich nun Papa eines kleinen Buben. Noch nie ist ein halbes Jahr so schnell vergangen. Noch nie habe ich in einem halben Jahr so viel Neues erlebt. Noch nie war ein Zeitabschnitt so intensiv, spannend, herausfordernd – und emotional.

Meilensteine

Sehe ich heute meinen Sohn an, hat er mit dem kleinen Menschen, der vor einem halben Jahr frisch geschlüpft in meinen Armen lag, nicht mehr viel gemeinsam. Damals hatte Samuel kaum Haare, ganz kleine Augen. Alles an ihm war einfach so zerbrechlich. Obwohl er in den ersten Wochen nur schlief, aß und Windeln verbrauchte, faszinierte er meine liebe Ehefrau und mich rund um die Uhr. Schritt für Schritt nahm Samuel immer mehr am Leben teil. Seine Mimik versprach ein erstes Lächeln, seine Augen wurden immer größer, bis sie die Hälfte seines runden Gesichts einnahmen und seinen Kopf streckte er bald selbst spannenden Motiven entgegen. Beinahe täglich stellten wir neue Fähigkeiten fest, die – zugegeben – auch nur Eltern begeistern können. Neu ernannte Erziehungsberechtigte ticken in dieser Phase einfach anders. Spuckt er seinen ersten Brei aus, gilt das als Erfolgserlebnis, weil er doch irgendwie auch in ihm drinnen gewesen sein musste. Greift er selbst zum Schnuller und findet damit sogar seinen Mund, bekommt er Lobeshymnen für seine Fingerfertigkeit. Dreht sich Samuel das erste Mal selbst auf den Bauch, sorgen seine Eltern für tosenden Applaus, als ob er gerade das entscheidende Tor im Champions League-Finale erzielt hätte. Lacht er herzhaft mit verschiedenen Tönen, tanzt das eigene Herz einfach vor Freude mit.

Herausforderungen

Kein Ding natürlich ohne Ding. So schön die Zeit mit Samuel auch ist, so herausfordernd konnte sie in den ersten Monaten auch sein. Seine Laute richtig einzuordnen, verlangte einen intensiven Lern-Prozess. Oder die drei-Monats-Koliken , die natürlich nicht nach drei Monaten vorbei waren, forderten viel Geduld und schlaflose Nächte. Überhaupt kämpfen meine liebe Ehefrau und ich mit dem Schlafdefizit. Irgendwie fühlen wir uns permanent verkatert. Seine erste Phase, in der mein Sohn sich vehement gegen seine Nachtruhe sträubte, gab seinen Eltern haufenweise Rätsel auf. Gereizt durch Übermüdung und oftmals einfach Ratlosigkeit, was dem kleinen Mann denn fehlen könnte, wurde auch zwischen meiner lieben Ehefrau und mir der Ton manchmal rauer. Schlief Samuel dann schließlich ruhig und friedlich neben uns in seinem Bett, war auch das alles wieder vergessen, überwog einfach unsere elterliche Erleichterung, doch etwas richtig gemacht zu haben. Und unser Stolz, Eltern von so einem süßen Buben zu sein.

Veränderungen

Ja, auch mein Leben zu verändern, hat Samuel gut hinbekommen. Wie sehr belächelte ich in der Vergangenheit Väter im Freundeskreis, bei denen sich plötzlich alles nur noch ums Kind drehte. Die wenig Zeit für gemeinsame Fußball-Abende mehr hatten und jedes Wochenende ganz ihrem Nachwuchs widmeten. Nicht zu vergessen, die vielen Fotos, die mir – als kinderlosen Kumpel – die stolzen Väter von ihrem Nachwuchs präsentierten, ohne dass sie sich auch nur irgendwie unterscheiden ließen. Jetzt macht mich Samuel zum Prototyp des stolzen Papas, der kein Klischee auslässt. Mehr als 1000 Fotos sammelten sich in den letzten Monaten auf meinem Smartphone an. Jede neue Mimik, jede neue Fähigkeit werden natürlich umgehend festgehalten, jedes Thema, einfach alles dreht sich um Samuel. Auch viele berufliche und private Sorgen und Aufregungen, die früher so immens wichtig erschienen, relativieren sich mittlerweile einfach von selbst. Gleichzeitig machen viele Dinge in meinem Leben auch mehr Sinn. Es ist das Größte, es ist einfach cool, Papa zu sein – auch wenn ich es nach sechs Monaten immer noch nicht ganz realisiert habe.

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