Wenn nur die Mama zählt …

Die Symbiose „Mutter und Sohn“ hat eine neue Dimension erreicht. Aber so richtig cool finde ich das als Papa nicht, wenn nur die Mama zählt und ich nur noch auf der Ersatzbank sitze.

Ein Schluck Wasser, das Abholen vom Kindergarten, die Suche nach einem Lego-Stein oder eine Kuscheleinheit – egal, welches Bedürfnis meinen fünfjährigen Sohn gerade ereilt, nur seine Mama kann es erfüllen. Verlässt sie die eigenen vier Wände, wird auf der Uhr die Zeit verfolgt, bis sie wieder hier ist. Und das alles, obwohl der kleine Mann in vielen Dingen schon viel selbstständiger wirkt und eigentlich immer mehr seinen eigenen Kopf durchsetzt.

Die Gründe

Ein wenig liegen die Gründe auf der Hand: Mein Sohn hat die letzten Monate natürlich auch intensiv mitbekommen. Er sah die körperlichen Veränderungen seiner Mama und musste sie mehrmals ins Spital verabschieden. Gleichzeitig war meine liebe Ehefrau auch mehr zuhause als zu der Zeit, als sie arbeitete. Und dann soll es ja diese Phase zwischen 5 und 7 Jahren geben, die Kinder wieder enger an die Mutter bindet. Jaja, wieder so eine Phase …

Echt jetzt?

Phase hin oder her – ich kann jetzt nicht unbedingt behaupten, dass ich applaudierend und belustigt die Situation beobachte. In den letzten Monaten rückten Samuel und ich doch sehr eng zusammen, unternahmen und meisterten vieles, lenkten uns gegenseitig ab. Und doch gab es Momente, die nun etwas verständlicher wirken. Nicht nur einmal verkürzte der kleine Mann das coole Papa-Sohn-Programm drastisch, weil ihm plötzlich einfiel, dass Mama ja daheim ist und er bei ihr sein könnte. Ich wollte das aber nicht überbewerten. Schon gar nicht in dieser eh schon herausfordernden Zeit. Aber jetzt, da wir ja immer mehr in den Alltag zurückkehren wollen, suche ich in meinem inneren Ich Verständnis für dieses Ungleichgewicht.

Beispiele gefällig?

Mir ist ja der interne Prozess bekannt, dass ich zwar meinen Beitrag zur Ideenfindung leisten darf, aber die Entscheidungsgewalt bei meiner lieben Ehefrau liegt. Doch mittlerweile habe ich mich für höhere Aufgaben qualifiziert. Mein Sohn sieht das anders: Auf ein „Samuel, du kannst auch mich fragen, ich stehe ja neben dir“ – erhalte ich ein „Aso“ als Antwort. Bringt ihn seine Mama ins Bett, herrscht vorher Volksfeststimmung. Bin ich an der Reihe, höre ich ein zerknirschtes „Oh, heute muss ich mit dir schlafen gehen“. Ausflüge sind auch nur richtig cool, wenn Mama dabei ist. Sonst sind sie nur „Okay“.

Bankerldrücker

Ich wäre ja nicht ich, wenn ich mich damit abfinden würde. Also habe ich vieles versucht. Ich habe an unserem Papa-Sohn-Programm gefeilt, die gemeinsame Zeit noch aktiver gestaltet – und ich gebe es zu – auch die eine oder andere pädagogische Richtlinie überschritten. Ja, ich bin öfters mit einem coolen Geschenk aufgekreuzt. Hat es etwas gebracht? Nö …  Mein Platz auf der Ersatzbank blieb mir erhalten, solange nur die Mama zählt. Als kommt wieder das typische Rezept bei Phasen zur Anwendung: Geduldig bleiben, Verständnis zeigen und die Phase aussitzen – auch wenn es für einen Vater hart ist.

4 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*