Der Weg ist steinig – unser Familienleben leidet!

Drei Chemo-Therapien hatten wir hinter uns gebracht. Die Nebenwirkungen finden immer wieder neue Wege, um meine liebe Ehefrau zu quälen. Kein Tag ist unbeschwert, der Krebs dominiert unseren Alltag.  Der Weg zur Normalität ist steinig, unser Familienleben leidet darunter.

Dachten wir zu Beginn, wir schaffen das mit positivem Denken und Handeln, mussten wir das Gegenteil leider erfahren. Man kann diese Krankheit nicht ausklammern. Jeden Tag, jede Stunde begleitet uns dieser Teufel. Alles dreht sich darum. Die einfachsten und banalsten Dinge werden dadurch beeinflusst. Und wir mussten erfahren, dass wir unseren Sohn nicht schützen, indem wir nicht darüber reden. Ein Fünfjähriger bekommt viel mehr mit, als wir dachten. Der Krebs hatte uns als Familie im Würgegriff!

Vom Weg abgekommen

In den letzten drei Monaten änderte sich vieles. Meine liebe Ehefrau ist zwar weiterhin ungemein tapfer. Doch die Chemos setzen ihr spürbar zu. Unsere Stimmung ist angespannt. Ich fühle mich immer hilfloser, schlafe schlecht oder gar nicht. Wir wissen, dass wir das gemeinsam durchstehen.  Aber nichts geht leicht von der Hand. Es ist ein ständiger Kampf. Unser Netzwerk an Freunden scharrt in den Startlöchern, um uns zu unterstützen. Doch wir nehmen nur wenig an. Warum? Das kann ich nicht sagen. Ich merkte nur selbst, dass ich auch etwas dünnhäutiger wurde. Sätze, wie “Du musst jetzt stark sein” verstand ich zunehmend als Kritik. Aufmerksamen Blog-Leserinnen und Lesern wird auch aufgefallen sein, dass meine Texte ihre Leichtigkeit und ihren Humor verlieren. Ja, wir sind vom Weg abgekommen. Doch nicht nur wir!

Unser Sohn

Auch mein Sohn hat in den letzten Wochen seine Leichtigkeit verloren. Bauchschmerzen plagen ihn beinahe täglich. Die Kinderärztin schloss eine organische Ursache aus. In den Kindergarten möchte er kaum noch gehen. Und wenn er dann dort ist, lässt er sich mit Bauchschmerzen früher abholen. Daheim wechseln sich Wutausbrüche und Kuscheleinheiten ohne Verschnaufpausen dazwischen ab. Immer wieder fragt er uns bei Banalitäten, ob er denn schuld daran sei. Sein Geduldsfaden ist kürzer als je zuvor. Wir merkten, dass wir ohne Unterstützung aus dieser Situation nur schwer herauskommen. 

Wir brauchen Unterstützung!

Schon als wir die Diagnose erhielten, schlug mir eine Freundin vor, mich an die Krebshilfe zu wenden. Ich nahm diesen Vorschlag dankend an, aber war zu sehr in meinem “Wir schaffen das schon alleine”-Modus. Jetzt dachte ich anders darüber. An einem Abend las ich sämtliche Broschüren der Krebshilfe. Und siehe da: Unsere Intention, die Krankheit vor meinem Sohn zu verbergen, war der absolut falsche Weg. Denn Kinder bekommen mehr mit, als wir glauben. Und in ihrer Fantasie wird das Thema noch um einiges größer und schlimmer. Ein paar Tage später ließ ich mich auch telefonisch beraten. Nach so vielen Wochen voller Sorgen und Fragen hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass mir endlich jemand den Weg zeigt.  

Das erste Krebs-Gespräch

Das Wort “Krebs” konnte ich lange nicht in den Mund nehmen. Daheim schon gar nicht. Nach der Krebshilfe-Beratung suchte ich das Gespräch mit meinem Sohn. Ich erklärte ihm ganz offen, was mit seiner Mama gerade los ist und warum sie so geschwächt ist. Ich forderte ihn auf, mir Fragen darüber zu stellen. Das Gespräch dauerte keine zwei Minuten. Zwei Tage später setzte ich mich abends mit ihm auf die Couch, um ein Buch (ein Geschenk von meiner Schwester) zu lesen. Darin ging es um eine Mama, die Brustkrebs hat und ihren Kindern alle Fragen dazu beantwortet. Aufmerksam verfolgte er – trotz der späten Uhrzeit – die ganze Geschichte. Und wollte sie im Bett noch einmal von seiner Mama hören und stellte sogar einige Fragen. Es wird nicht mehr als ein erster Schritt sein. Doch auch diesen muss man mal gehen …

Was wird noch alles kommen?

Wir wissen, dass uns noch ein langer Weg bevorsteht. Aber wir haben wieder gelernt, Hilfe anzunehmen. Das, was uns am Anfang Kraft gab, hatten wir irgendwie vergessen. Denn es ist die Unterstützung von Freunden, Verwandten, aber auch von Experten, die uns in schwierigen Situationen helfen. Wir haben uns fest vorgenommen, die Krankheit nicht mehr auszuklammern, sondern mit ihr zu leben. Aber sie soll uns nicht mehr im Griff haben. Ob uns das gelingt, werde ich weiterhin hier erzählen. 

LinkDachseite Krebshilfe – Österreichische Krebshilfe
Buchtipp: „Dürfen wir noch kuscheln“, Mabuse Verlag

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