Seit ein paar Monaten entdeckt mein dreijähriger Sohn seine Kommunikationskünste. Redet er sich in Rage, können zwar nur Insider seinem Kauderwelsch wirklich folgen. Dafür versteht der kleine Mann jedes Wort seiner Eltern. Und hier passt ihm natürlich nicht immer alles, was er so hört und auch tun muss. Also greift Samuel gerne zu einigen Ausreden. Ich habe sieben typische Ausreden gesammelt.
1) “Ich kann nicht. Ich weiß nicht.”
Meist sind es die Sachen, die mein Sohn nicht kann oder weiß, die ein umfangreiches Service seiner Eltern verlangen. Wie Jacke oder Schuhe an- oder ausziehen. Es sei denn, er will selbst schnell die eigenen vier Wände verlassen. Dann klappt es wunderbar. „Samuel, wie wars im Kindergarten?“ oder „Samuel, was hast du heute gegessen?“. Folgt ein karges „ich weiß nicht“, will der kleine Mann sich einfach nicht unterhalten. Oder das Thema langweilt ihn. Was aber nicht bedeutet, dass wir nicht doch noch jedes Detail erfahren. Am liebsten dann, wenn eigentlich Bettruhe herrschen soll.
2) “Bald! In ein paar Minuten.”
Anfangs tappte ich in seine Falle. Cool, in ein paar Minuten ist der kleine Mann fertig, dachte ich mir. Nur wurde aus den paar Minuten nichts. Bis ich checkte, dass mein Sohn ja noch völlig ohne Zeitgefühl lebt und diese Aussage wohl bei seinen Eltern aufgeschnappt hat. Wenigstens hatte das bei mir einen Lerneffekt: Ich habe mir diese Art des Vertröstens wieder abgewöhnt.
3) “Ich bin noch nicht älter”
Eine beliebte Ausrede, wenn wir ihn mit einem „Du bist doch schon ein Großer“ ködern wollen. Verlangen wir beim Essen eine aktivere Beteiligung von Messer und Gabel, fordern wir seine Fingerfertigkeit beim Zähneputzen oder ein selbstständiges Anziehen seiner Kleidung, erhalten wir seine „Ich bin noch nicht älter“-Ausrede.
4) “Das machen auch die anderen Kinder”
Springen im Bett, Kuchen essen, länger aufbleiben – was nicht die anderen Kinder alles machen. Klar könnte ich den von Generationen an Generationen weitergereichten Satz („Aber wenn andere Kinder von der Brücke springen, springst du ja auch nicht nach“) verwenden. Nur ist mir das in seinem Alter doch etwas zu heikel. Denn wer weiß wirklich, was die anderen Kinder gerade so machen …
5) “Das habe ich mit Opa auch so gemacht”
Von der letzten Stufe oder der Couch springen, ohne Haube im Garten spielen, ein Chaos in seinem Zimmer anrichten – ja, das hat er mit Opa auch so gemacht. Beim Opa darf er nämlich alles, macht uns der kleine Mann weis. Ist aber nicht so, wie wir herausgefunden haben.
6) “Warum?”
Wer hat dieses Wort nur erfunden? Und WARUM? Es ist der Albtraum aller Eltern. Denn „warum“ passt für Kinder leider immer. Und sie können es solange verwenden, bis man einfach keine Antwort mehr hat oder gar nicht mehr weiß, worum es eigentlich ging.
7) “Das war ich nicht. Das war Nono”
Helfen meinem Sohn all diese Ausreden nicht, kommt sein Joker ins Spiel. Und der heißt bei uns „Nono“ – sein unsichtbarer Freund. Denn der treibt es sehr bunt. Er macht nämlich immer das Gegenteil von dem, was von Samuel verlangt wird. Sind die Spielsachen nicht weggeräumt, finden sich Spielzeug-Autos unter der Couch oder wird Wasser aus seinem Trinkbecher verschüttet – es war Nono.