Mission „windelfrei“ – Die Windeln werden mir fehlen

Ja, ich weiß: Der Windel-Abschied stand ja schon auf meiner Vorsatz-Liste für 2019. Da mein mittlerweile dreijähriger Sohn lange Zeit keine Anstalten machte, sich von seinen Windeln trennen zu wollen, verschob ich den Vorsatz um ein Jahr. Anfang des Jahres erklärte sich Samuel überraschend bereit, auf seine Windeln zu verzichten. Und jetzt, mitten in dieser Übergangsphase, trauere ich diesen herrlich praktischen Dingern nach. Die Windeln werden mir fehlen.

Die ersten Versuche

Schon mehrmals habe ich betont, dass ich von Kinder-Vergleichen unter Eltern nicht viel halte. Wann der Nachwuchs den ersten Zahn bekommt, das erste Wort spricht oder eben windelfrei ist, sollte kein Wettkampf sein. Jedes Kind hat eben sein eigenes Tempo und sollte dieses auch bestimmen dürfen. Gerade beim Windel-Thema spürte ich als Vater doch einen gewissen, gesellschaftlichen Druck. Also unternahmen wir ein paar Monate vor seinem dritten Geburtstag einen ersten Versuch, meinen Sohn sanft von seinen Windeln zu trennen. Weil er uns mitteilte, dass er jetzt bereit wäre. Nach vier feuchten Unterhosen binnen zwei Stunden wussten wir, dass er doch noch nicht so weit war, wie gedacht. Seine „Ich muss lulu“-Nachricht kam einfach immer zu spät. Also verwarfen wir den Plan und warteten erneut auf seine Signale. Die auch pünktlich zu seinem dritten Geburtstag kamen.

Der Toilettentrainer

Von einem Tag auf den anderen beschloss der kleine Mann tagsüber und nachts auf Windeln zu verzichten. Der Schlüssel war eine kleine, mobile Toilette – im Elternjargon auch als „Toilettentrainer“ bekannt, die ihn dazu motivierte. Gab Samuel sein Kommando, hatten wir knappe zwei Minuten Zeit, um seine Bedürfnisverrichtungsstation aufzusuchen. Eine regelmäßige Zeitabfolge zu erkennen, war jedoch unmöglich. Denn Aufforderungen von seinen Eltern negierte der kleine Mann stets. Er musste eben, wenn er musste.

Das Zwei-Minuten-Zeitfenster

Das machte es im Alltag natürlich nicht leichter. Kaum unterwegs, meldete sich seine Blase. Und die Uhr tickte. Noch dazu trägt der kleine Mann im Winter einige Schichten mehr Gewand als im Sommer, was beim Ausziehen wertvolle Sekunden vom schon knappen Zwei-Minuten-Zeitfenster kosten kann. Nicht nur einmal liebäugelte ich mit der pragmatischen Lösung, ihm einfach eine Windel zu verpassen, bevor wir das Haus verlassen. Eine wenig sinnvolle Idee – wie mir meine liebe Ehefrau deutlich mitteilte. Und ich hätte damit bei meinem Sohn auch keine Chance gehabt. Denn er war ja jetzt „ein Großer“ und benötigte keine Windeln mehr.

Unter uns

Nur unter uns Eltern: In dieser Übergangsphase merkt man erst, wie praktisch Windeln eigentlich sind. Morgens ertastet man zuerst das Bett, ob es nicht doch eine Großreinigung benötigt. Eine Autobahnfahrt wird zur Nervenprobe, liegt der letzte Besuch des stillen Örtchens schon etwas zurück. Oder ich ertappe mich dabei, wie ich wie ein Geheimagent in jedem Einkaufszentrum oder Lokal zunächst Ausgänge oder WC-Hinweisschilder scanne. Drei Jahre lang waren wir eigentlich bei sämtlichen Ausflügen sorglos abgesichert. Aber bei Kindern gibt es eben kein Ding ohne Ding bzw. ist ja alles nur eine Phase.

 

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