Die häufigsten Erziehungstipps bekommen Eltern gerne von kinderlosen Erwachsenen. Als Außenstehende bemerken sie umgehend Verbesserungspotenzial und zögern auch nicht, diese mitzuteilen. Dabei will ich gar nicht ausschließen, dass ich selbst auch einmal der allwissende Ratgeber für Eltern in meinem näheren Umfeld war. Doch seit ich diese Parallelwelt verlassen habe, erkenne ich, wie entbehrlich manche Weisheiten sind. Ich habe die 10 häufigsten Erziehungstipps von kinderlosen Erwachsenen gesammelt:
1) „Mit fünf Jahren muss dein Sohn doch alleine spielen können.“
Wie oft träume ich von einem Sonntagnachmittag, an dem mein Sohn still in seinem Zimmer spielt und ich mich bei den Motorgeräuschen eines Formel-1-Rennens langsam meinem Schlaf hingebe. Beides haut so nicht hin. Nach ein paar Minuten spielen, muss mein Sohn mir unbedingt etwas Dringendes erzählen oder er findet den Lego-Stein nicht, auf dem er gerade draufsitzt. Andererseits will ich gerne die Sonntagnachmittage nützen, um gemeinsam etwas zu unternehmen oder zu spielen.
2) „Am Sonntag soll er doch aufstehen und euch schlafen lassen!“
… und am besten richtet er auch noch das Frühstück her und bringt mir den Kaffee ans Bett. Die Wahrheit ist, dass mein Sohn den Startzeitpunkt des Tages entscheidet. Sobald er seine Augen öffnet, folgen Getätschel und Umarmungen, die immer vehementer werden, bis auch ich meine Augen öffne. Tja, und dann kommt ein „Papa, wenn du wach bist, können wir doch aufstehen“.
3) „Kannst du dein Kind heute nicht abgeben?“
Kinder sind keine Gegenstände, die ich einfach irgendwo abgebe. Eine kinderfreie Zeit muss organisiert werden. Schließlich hat auch mein Sohn Recht auf Entertainment, wenn ich das habe …
4) „Warum isst er das nicht?“
Weil es ihm wahrscheinlich nicht schmeckt oder er die Speise noch nicht kennt. Dieses Verhalten unterscheidet sich meist nicht von Erwachsenen.
5) „Am Spielplatz musst du doch nicht mit ihm spielen.“
Muss ich nicht, mache ich aber gerne. Wir spielen fangen, verstecken oder ich bin Bewunderer seiner neuen Kletterkünste. Dazwischen bekomme ich meine Pausen, wenn mein Sohn die Rutschen oder Schaukeln testet. Aber ich gehe nicht mit ihm auf den Spielplatz, um mich nur mit meinem Smartphone zu beschäftigen.
6) „Warum seid ihr immer so gestresst?“
Vielleicht, weil unser Tag nicht mit Dienstschluss endet, wir am Wochenende die Couch nur wie ein Ausstellungsstück aus der Ferne betrachten, Kindererziehung Verantwortung bedeutet und wir noch immer keine Lösung für unseren Schlafentzug gefunden haben.
7) „Ich schenke deinem Sohn zum Geburtstag ein Schlagzeug!“
Ein typisches Geschenk von kinderlosen Erwachsenen. Dass Eltern ein permanentes Platzproblem haben, zählt genauso wenig, wie die Tatsache, dass Spielzeuge, die unkontrollierbaren Lärm erzeugen, nicht gerade ganz oben auf der Wunschliste von Eltern stehen.
8) „Er kann doch auch einmal bei Freunden schlafen?“
Ja, das wird er auch sicher einmal. Im Moment versetzt ihn das noch in Aufregung, schläft er nicht in seiner gewohnten Umgebung bzw. in der Nähe seinen vertrauten Personen ein. Und drängen werden wir ihn nicht dazu.
9) „Also das Kind der Cousine meiner Bekannten …“
Wenn ein Satz schon so beginnt, weiß ich schon was folgen wird. Meist kommt dann eine Sache, die dieses Kind eben schon macht oder kann. Dass Kinder individuell – so wie Erwachsene – sind, spielt für den Ratgeber keine Rolle.
10) „Also mein Hund …“
Der vorige Satz ist nur noch von der Hund-Aussage zu toppen. Ja, ein Hund ist ein Lebewesen und sicher auch ein treuer Gefährte. Aber der Hund-Kind-Vergleich hinkt einfach gewaltig. Oder habt ihr schon einmal einen Hund-Ehemann/Ehefrau-Vergleich gehört?
Du sprichst mir aus der Seele 😆🤣
Bin zufällig via Facebook auf deinen Blog gestoßen,
Bin aber eigentlich nie bei Facebook. Trotzdem schicke ich dir mal eine Freundschaftsanfrage! Liebe Grüße
Andrea Ott (vormals Zollner) aus der Fichtnergasse