Da waren es schon 5! Wo ist die Zeit nur geblieben?

Unglaublich! Seit wenigen Wochen braucht mein Sohn nun schon eine ganze Hand, um sein Alter zu zeigen. Es ist doch noch gar nicht so lange her, da hielt ich einen kleinen Buben stundenlang in den Armen oder kurvte mit ihm im Kinderwagen durch die Gegend. Beide Hilfsmittel – Arme und Kinderwagen – sind nun schon zu schwach und zu klein für den 18 kg-Mann. Bleibt die Frage: Wo ist die Zeit nur geblieben?

Entwicklungsschub

Noch ist es wissenschaftlich nicht geklärt, ob das neue Alter oder sein letzter Entwicklungsschub meine Wehmut ausgelöst hat. Es ist auch nicht eine einzelne Fähigkeit, sondern die Fülle an neuen Fertigkeiten, die mich überraschen. Das Aus- und Anziehen funktioniert plötzlich, das Geschirr trägt er ohne Unfall in die Küche und in Papa-Sohn-Gesprächen zeigt er sich diskussionsfreudig und schlagfertig. Natürlich sind viele Fähigkeiten ausbaufähig und von seiner Laune abhängig. Und davon hat mein Sohn manchmal mehr als genug …

Die Phasen

Und damit sind wir auch schon bei den Phasen. Den Satz „Aber nach dieser Phase wird alles besser“ haben wohl schon alle Eltern mehrmals verwendet. Tatsächlich torkeln Kinder von einer verhaltensauffälligen Phase in die nächste. Wir hatten u.a. schon die Wut-, Schimpf- und „Ich bin gegen alles“- Phase. Dazwischen zeigt sich das liebste und aufmerksamste Kind. Die Zeitabstände zwischen den Phasen bleiben dabei variabel. Nicht nur einmal ließ der junge Mann uns in Sicherheit wiegen, nun alle Phasen überstanden zu haben. Bevor er eben eine neue Verhaltensauffälligkeit startete.

Neue Talente

Schließlich zeigen sich auch noch neue Talente: Das Erzählen von Geschichten liegt ihm offenbar im Blut. Nicht nur einmal unterbrach der junge Mann meine spektakuläre Gute-Nacht-Geschichte, bei der er den Champions League-Pokal mit Messi und Neymar im Team holte, um mir sein Erlebnis aus dem Kindergarten zu schildern. Dabei wird seine Erzählung zu einem Science-Fiction-Roman. Ausschweifend erzählt er, wie er auf dem neuen Klettergerüst bis in das Weltall klettern konnte – ohne abzustürzen. Außerdem haben es ihm gerade Zahlen angetan. Immer wieder müssen wir ihm Rechenaufgaben stellen, bei denen wir für die Lösungen bald Hilfsmittel brauchen werden. Woher er dieses Talent hat, muss noch eine unabhängige Experten-Jury klären.

Papa-Sohn-Programm

Auch das Papa-Sohn-Programm erlebt eine Renaissance. Ich mochte den Satz „Wenn er dann älter ist, kannst du schon viel mehr mit ihm machen“ eigentlich nicht. Denn „machen“ konnte man ja schon immer viel. Es musste nur dem Alter entsprechend sein. Allerdings muss ich zugeben, dass das Programm mittlerweile umfangreicher wird. Im Herbst starteten wir beispielsweise im Garten das Pilotprojekt „Laufschule“, um seine (Lauf-)Koordination zu trainieren. Ein paar Wochen später absolvierte der junge Mann dann sogar seinen ersten 500 Meter-Lauf. Radfahren und alle möglichen Ballspiele enden mittlerweile auch nicht schon nach wenigen Minuten, sondern erst, wenn ich w.o. gebe.

Rückspiegel

Bei all diesen Entwicklungen muss ich dennoch einen Blick in den Rückspiegel wagen. Sehe ich mir fünf Jahre alte Fotos an, hat der Mann auf dem Bild nicht mehr viel mit mir heute gemeinsam. Ich schiebe es darauf, dass ich den Schlafentzug immer noch nicht nachhaltig geregelt habe und gleichzeitig mein Talent als Reste-Esser entdeckt habe. Ich hatte zwar im Sommer meine Passion zum Ausdauersport wieder gefunden. Doch leider killte die kalte Jahreszeit meine Motivation wieder und ich konzentriere mich seither wieder mehr auf mein Talent als Reste-Esser. Aber ich hoffe, dass das auch nur eine Phase ist …

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