Lange habe ich mir gewünscht, mehr Zeit mit meinem dreijährigen Sohn verbringen zu können. Die Corona-Zeit machte es plötzlich möglich – mit der Einschränkung, keine Spielplätze zu besuchen, keine Ausflüge zu planen oder andere Kinder zu treffen. Folglich klebten wir zwei Monate aneinander, betreuten uns gegenseitig intensiv, lernten mit unseren Ticks und Macken umzugehen. Ja, ich habe viel dazu gelernt. Und nein, nicht alles hätte ich unbedingt „dazu lernen“ müssen. Meine 10 Papa-Sohn-Erkenntnisse aus der Corona-Intensivbetreuung habe ich hier gesammelt:
1) Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit.
Das Brot nicht auf der richtigen Seite bestrichen, zu viel oder zu wenig Milch beim Müsli, den Kakao nicht korrekt temperiert: Bei keiner anderen Mahlzeit kann man so viel falsch machen wie beim Frühstück. Und diese „Fehler“ haben sofort Auswirkungen auf die nächsten Stunden. Oder gar den ganzen Tag.
2) Lego ist ein toller Zeitvertreib.
Man muss den Lego-Erfindern ein Denkmal setzen. Kein anderes Spielzeug schafft es, meinen Sohn mehrmals täglich so konzentriert und lange zu beschäftigen.
3) Ein Tag mit Kind vergeht wie im Flug.
Hat man es geschafft, Laune, Schlaf, Programm und Wetter ideal aufeinander abzustimmen, vergeht der Tag viel zu schnell. Allerdings darf man nicht automatisch erwarten, dass die hohe Intensität tagsüber eine frühere Nachtruhe mit sich bringt.
4) Ein Tag mit Kind kann so richtig lange dauern.
Schafft man es nicht, Laune, Schlaf, Programm und Wetter ideal aufeinander abzustimmen, kann ein Tag sehr, sehr lange werden. Zur “Belohnung” kann man dann auch gleich eine längere Vorbereitungszeit auf die Nachtruhe einplanen.
5) Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
„Es ist so schönes Wetter, gehen wir doch hinaus“ zieht im Gegensatz zu „Ich habe draußen eine Rennstrecke aufgebaut, die auch noch gefährlich ist“ gar nicht.
6) Ein Kind muss immer laufen.
Warum kann ein Kleinkind nicht einfach nur schlendern oder gehen? Nein, jeder Weg muss im Lauftempo zurückgelegt werden.
7) Mein Sohn kann seine Meinung ändern, während er den Satz noch fertig spricht.
So richtig überraschend wird das Ergebnis, wenn seine Meinungsänderung auch noch von einem Wutanfall begleitet wird.
8) Ich hasse Lego!
Fünfmal am Tag alles abbauen und wieder aufbauen mit unendlichen Diskussionen, was denn nun gemacht werden soll, zerrt an den Kräften und an meinem Geduldsfaden. Was haben sich die Lego-Erfinder nur dabei gedacht???
9) Ich bewundere alle Kindergartenpädagoginnen.
Unglaublich, wie viel Ruhe und Geduld sie aufbringen müssen – für viele, unterschiedliche Kinder. Im Laufe der zweimonatigen Intensivbetreuung entwickelte ich in schwierigen Phasen einige kreative Szenarien für ein „coronataugliches“ Aufsperren der Kindergärten. Aber die Bundesregierung hat mich ja nicht nach meinen Lösungen gefragt.
10) Ich werde die intensive Papa-Sohn-Zeit vermissen.
Das Kindergarten-Comeback läuft bereits. Und schon an den ersten Tagen war es offensichtlich, dass ich meinen Sohn nach den letzten Wochen wohl mehr vermisse als er mich. Dabei war unsere gemeinsame Zeit wirklich cool. Das finde zumindest ich …