18 Monate Papa

Seit 18 Monaten nenne ich mich nun stolz Papa. Dass ich noch immer das Lebensalter in Monaten zähle, ist auch das Einzige, was sich im letzten Halbjahr nicht verändert hat. Samuel machte in seiner Entwicklung gewaltige Sprünge. Mein Sohn ist jetzt kein Baby mehr. Er hat die Schwelle zum kleinen Menschen, der aktiv am Familienleben teilnimmt, überschritten. Gleichzeitig erreichte unsere Papa-Sohn-Beziehung ein ganz neues Level.

Die Meilensteine

Mein Sohn ist mobil. Er sprintet durch die Wohnung, erobert Klettergerüste auf Spielplätzen, stürzt sich waghalsig Rutschen herunter. Nicht zu glauben, dass er jemals Hilfe benötigte, um von A nach B zu kommen. Die größte Errungenschaft ist jedoch sein erster Zahn nach beinahe 17 Monaten Warten und Bangen. Leider lässt sich Samuel mit Zahn drei bis 20 wieder Zeit. Macht er in diesem Tempo weiter, wird mein Sohn wohl erst zum Schulabschluss zahnlückenlos sein. Zu den großen Meilensteinen zählt auch die Reduktion auf nur mehr einen ausgiebigen Mittagsschlaf.

Kommunikation

Noch ist mein Sohn kein Mann großer Worte. Er kommuniziert mit Gesten und einem konsequenten Ja und Nein. Die Decodierung seiner pantomimischen Künste obliegt noch allein seinen Eltern. Ein heftiges Kopfschütteln bedeutet beispielsweise die Aufforderung zu singen. Dennoch überrascht es mich immer wieder, wie viel er schon versteht. Als Samuel wild mit Schnuller im Mund gestikulierte, forderte ihn seine Mama augenzwinkernd auf, doch den Schnuller herauszunehmen, da wir ihn sonst ja nicht verstehen. Prompt spuckte er diesen aus und gestikulierte im gleichen Stil weiter. Mein Sohn versteht es mittlerweile auch, seine Eltern nach seinen Wünschen zu kommandieren. Ein Griff an die Hand oder das Nachziehen am Hosenbein und schon wird man von ihm dorthin positioniert, wo er es gerade möchte. Entkommen unmöglich.

Arbeitsfelder

Wie jeder Mensch unterliegt mein Sohn auch Stimmungsschwankungen. Passt ihm etwas nicht, findet er Wege, das auch nachhaltig kundzutun. Auch sein Schafrhythmus entspricht immer noch nicht dem Wunsch seiner Eltern. Diesen möchte er scheinbar auch nicht ändern. (Durch-)Schlafen zählt sowieso noch nicht zu seiner Passion. An unsere Grenzen stießen wir auch während der nicht enden wollenden Grippezeit. Männergrippe gibt es auch bei einem Baby, weiß ich nun.

Die Papa-Sohn-Beziehung

In den letzten Wochen intensivierten wir unsere Beziehung, schraubten unsere Papa-Sohn-Quality-Time nach oben. Wir spielen verstecken, ziehen gemeinsam durch die Nachbarschaft, beobachten Autos beim Ein- und Ausfahren aus der Garage unserer Wohnhausanlage. Gleichzeitig sehe ich mich auch immer mehr gefordert. Mein Sohn beginnt nämlich, mir Sachen nachzumachen. Ich machte den Fehler, auf dem Spielplatz einen kleinen Ast in die Mülltonne zu werfen. Seit Tagen zählt das Pflücken von Grashalmen mit anschließender Entsorgung im Mistkübel zu seiner Hauptbeschäftigung. Die fragwürdigen Blicke anderer Spielplatz-Eltern ernte ich aber allein. Brav bringt mein Sohn auch seine Kleidungsstücke von seinem Zimmer in den Wäschekorb ins Bad. Weil ich es ihm vorgemacht habe. Leider unterscheidet der kleine Mann nicht zwischen sauber und schmutzig. Es landet alles, was er in Finger bekommt, im Wäschekorb. Auch als Tanzlehrer versuchte ich mich. Das Wippen von rechts nach links beherrscht Samuel mittlerweile. Das nächste Level muss nun seine Mama übernehmen. Ich kam in meiner wilden Disco-Zeit nie über diesen Schritt hinaus (ich zähle noch zur „Echte Männer tanzen nicht“-Generation).

Die nächsten Projekte

Die nächsten Projekte sind bereits in Planung. Die neue Aufgabe „Stufen steigen“ nahmen wir vor Wochen in Angriff. Gefühlte Ewigkeiten übten wir das Hinauf- und Hinuntergehen. Bis mein Sohn entdeckte, dass es ja viel einfacher und schneller mit Papas Hilfe ist. Und an diesem Punkt stehen wir immer noch. Auch das erste Haareschneiden und das damit verbundene Ende seiner MacGyver-Gedächtnisfrisur stehen in den nächsten Wochen auf der Agenda. Am wohl wichtigsten Projekt arbeite ich bereits seit seiner Geburt: Das erste Mal aus seinem Mund ein „Papa“ hören.

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