Der erste Elternabend im Kindergarten

Die Premieren reißen nicht ab. Jetzt stand der erste Elternabend im Kindergarten auf dem Programm. Drei Monate bevor mein Sohn seine geplante Karriere als Kindergartenkind überhaupt starten wird. Über 50 Elternteile folgten der Einladung der Einrichtung und nahmen auf den kleinen Kindersesseln im „Bewegungsraum“ Platz. Mich beschäftigte von der ersten Minute an die Frage, wie ich mich jemals wieder von diesem Sessel ohne Physiotherapeuten wegbewegen sollte. Mein Blick suchte in der Runde Leidensgenossen. Aber fand sie nicht. Zu jung und dynamisch wirkten die anderen Eltern. Doch auch damit nicht genug. Meinen Newcomer-Status verriet noch ein anderes Detail. Ich war der einzige Teilnehmer, der sich mit Zettel und Stift ausgerüstet hatte.

Die ersten Informationen

Einer Einführung der Leiterin folgte die Zuteilung der Kinder in die Gruppen. Dafür hatten die Pädagoginnen eigens Schiffchen in verschiedenen Farben mit den Namen der Kinder gebastelt. Samuel war in Team grün – what else? Jeder Elternteil erhielt das kleine Papier-Schiff und stellte seinen Nachwuchs kurz vor. Manche Eltern erklärten ehrlich, dass ihnen die Trennung von ihrem Kind schwerfiel. Endlich sah ich die erste Gemeinsamkeit. Auch ich konnte mir meinen kleinen Buben ab September so lange weg von daheim kaum vorstellen.

Die zweite Runde

In der zweiten Runde setzten sich die Pädagoginnen mit den Eltern der zuvor bestimmten Gruppen zusammen. Dafür musste ich den Sessel verlassen und den Raum wechseln. Beides schaffte ich wider Erwarten ohne gröbere Verletzungen. Mutig überlegte ich kurz, Zettel und Stift beiseite zu lassen, um wenigstens im kleinen Kreis „cool“ zu wirken. Schnell kam ich davon ab. Ich wusste ja, dass mir später ein kritisches Frage-Antwort-Spiel mit meiner lieben Ehefrau bevorsteht. Also wählte ich die Sicherheitsvariante und notierte brav den Tagesablauf, das mitzubringende Starterpaket (Windeln, Feuchttücher, Ersatzgewand, etc.) und die Details über die Eingewöhnungsphase.

Die Eingewöhnung

Vier Wochen dauere durchschnittlich die Eingewöhnungsphase für ein Kind, erklärten die Expertinnen. Für manche Elternteile – wie mich – wohl etwas länger. In den ersten Tagen werde mein Sohn ganz behutsam auf die neue Situation vorbereitet. Nicht länger als 45 Minuten sollten diese ersten Anlaufversuche in Anspruch nehmen. Je nachdem wie diese Tage verlaufen, werden die nächsten Schritte gesetzt. Weinen ist bei der Trennung – für die Kinder – vollkommen in Ordnung. In der vierwöchigen Phase ist allerdings auch mit einem Auf und Ab zu rechnen. Auf jeden Fall sollten Eltern im Vorfeld mit ihren Sprösslingen Trennungen üben.

Unsere Hausaufgaben

Damit lief in meinem Kopf bereits mein eigener Film ab. Schließlich wohnte in meinen vier Wänden mit meinem Sohn der Prototypen des Fremdelns. Erst langsam beobachteten wir hier Fortschritte. Aber in drei Monaten soll Samuel ohne Mama und Papa täglich ein paar Stunden in diesem Kindergarten verweilen? Zur Sicherheit, aber auch weil unser geplanter Umzug in die Nähe des Kindergartens holprig läuft, fixierte ich sein Eintrittsdatum erst für Mitte Oktober. Am Heimweg bereitete ich mich nicht nur auf das Verhör meiner lieben Ehefrau vor. Ich schmiedete auch (Projekt-)Pläne, wie wir Trennungen in dieser Zeit üben könnten und meinen Sohn kindergartenfit kriegen. Und auch seine Eltern. Herausforderung angenommen!

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*