Eigentlich mag ich keine öffentlichen Bäder. Mein letzter Besuch liegt daher schon viele, viele Jahre zurück. Die Hitzewelle und – wieder einmal – mein Sohn ließen mich Umdenken. Denn ein Tag mit Kind bei diesen tropischen Temperaturen kann so richtig lang werden. Nur frühmorgens ist ein Spielplatz-Besuch möglich. Den Rest des Tages verschanzt man sich vor der Sonne und versucht den kleinen, überhitzten Mann zu bespaßen. Eine unlösbare Aufgabe. Also bleibt nur die Flucht ins Bad.
Tag 1 – unser erstes Mal
Voll bepackt mit Schwimmutensilien, Spielsachen, Essen, Trinken und Co. für unseren Sohn pilgerten wir als Familie Samstagmorgen in ein öffentliches Bad an der Alten Donau. Wir suchten sofort einen schattigen Platz, weit weg vom Trubel. Und vom Spielplatz. Schließlich wollten wir ja Ruhe und Erholung haben. Dafür hatte ich noch extra ein paar Zeitschriften eingepackt. Besser wäre es wohl gewesen, wir hätten stattdessen auch Essen und Getränke für uns mitgenommen. Das wurde uns klar mit einem Blick auf die routinierten Badegäste, die wohl den ganzen Inhalt ihres Kühlschranks in gekühlte Trolleys oder selbstgebastelte Karren gepackt hatten. Samuel hingegen taugte das neue Freizeitprogramm: Schwimmen, Ball spielen, zum Spielplatz pilgern. Es gab so viel zu tun für ihn, dass er seinen Mittagsschlaf auf ein Minimum reduzierte. Dennoch: Die Zeit verging wie im Flug, mein Sohn powerte sich und seine Eltern völlig aus.
Tag 2 – wir entwickeln uns weiter
Am folgenden Sonntag starteten wir den nächsten Versuch. Dieses Mal hatten wir auch für uns ein Lunch-Paket in einer Kühlbox dabei. Und wir wussten, dass Ruhe und Erholung nicht zu unserem Tagesablauf gehörten. Also blieben die Zeitschriften zuhause – wie schon in unserem Urlaub. Die Platzwahl fiel auch gleich viel einfacher. Schatten und kurze Wege zu Samuels Freizeitbeschäftigungen zählten zu den Anforderungen. Ab 15 Uhr wurde uns klar, dass sich unsere Idee eines Badbesuchs herumgesprochen haben musste. Menschenmassen schlängelten sich durch die Kassen, Handtuch lag an Handtuch, die Kinderwägen stauten sich auf den Zugangswegen. Tapfer harrten wir noch einige Zeit aus, bevor wir selbst die Flucht ergriffen.
Tag 3 – wir gehören dazu
Doch damit nicht genug. Die Hitzewelle setzte sich fort. Baden blieb die einzige Möglichkeit einer erfrischenden Freizeitaktivität. Also folgte der nächste Besuch eines öffentlichen Bades. Dieses Mal fackelten wir gar nicht lange, richteten unseren Liegeplatz direkt beim Spielplatz ein. Umzingelt von vielen anderen Eltern. Ja, jetzt waren wir angekommen im Eltern-Bad-Alltag. Der permanente Lärmpegel hatte sogar etwas von Stadionatmosphäre, wirkte irgendwie beruhigend. Das lag auch daran, dass es immer erleichternd war, kam der lautstarke Protest eines Kindes nicht von unserem Sohn. Erst abends verließen wir das Bad. Entspannt und abgekühlt.
Energiewunder Kind
Es folgten Tag 4 bis 7. Mittlerweile kennen wir sämtliche Badeanstalten in unserer Umgebung. Mein Sohn ist von seiner neuen Freizeitbeschäftigung begeistert. Ohne Pause wechselt er seine Aktivitäten ab. Im Wasser strampelt er sich von A nach B, an Land sprintet er dem Ball hinterher oder erobert den Spielplatz. Und zeigt mir meine Konditionsprobleme, hechle ich ihm hinterher. Dabei stellt sich auch nicht mehr die Frage, ob ich öffentliche Bäder mag oder nicht. Die Antwort darauf gab mir mein Sohn.