Familienauto – der Vater baut das Nest

Sicherheit, Zuverlässigkeit, Verantwortung. Was wie ein unfertiger Werbeslogan einer Versicherung klingt, waren die ersten Kategorien, in denen es galt, mich als werdender Vater zu beweisen.  Während meine liebe Ehefrau mit den vielen körperlichen Veränderungen der ersten Wochen klar kommen musste, war meine Mission, ein Nest für unseren Nachwuchs zu bauen. Aber was sollte das sein? Ein Haus? Eine größere Wohnung? Oder nur ein Gitterbett?

Ein Mann und sein Auto

Vorweg: Ich bin keiner, der das ganze Wochenende sein Auto wäscht und bürstet. Oder in der Garage noch einen eigenen Zaun um das Auto errichtet, damit auch ja niemand dem Schlitten zu nahe kommt. Ich bin einfach nur ein User, der von A nach B kommen will. Natürlich mit Stil, mit Design. Aber ich bin auch ein Kind der 80iger Jahre. Aufgewachsen mit der Botschaft von Knight Rider „Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht“ . Das hinterlässt Spuren, prägt einen jungen Mann und seine Beziehungen zu Autos. In den letzten 20 Jahren ließ ich jede Entscheidung für ein neues Auto einen langen Prozess unterziehen. Allerdings blieb ich meiner Auswahl auch über viele Jahre treu. Genauso war es mit meiner Giulietta aus dem Hause Alfa Romeo: Ein ganzes Jahr bemühte sie sich mit TV-Auftritten, Mails als Newsletter getarnt,um mich, bis ich sie endlich persönlich in einem Autohaus traf. Ganze vier Jahre lebten wir ohne Konflikte, Zickereien oder Probleme zusammen. Die perfekte Beziehung eben.

Was fährt ein Vater?

Am Heimweg von der zweiten Untersuchung bei der Frauenärztin und das erste Mal, dass ich mein Baby am Ultraschall einem kleinen Menschen zuordnen konnte, checkte ich Giulietta mit meinen Blicken kritisch durch. Kinderwagen, Kindersitz, Baby, Ehefrau und vielleicht noch eine kleine Tasche – wo soll das alles hier Platz finden? Wie sehr ich auch das mögliche Gepäck rationalisierte, so bewusst wurde mir die notwendige Veränderung –  ein praktischerer, größerer Wagen, eben ein Familienauto musste her. Die ersten Recherchen brachten schnell ein Ergebnis. Ganz unten auf der Liste standen VW, Opel und auf keinen Fall durfte es ein Kombi sein. Zu große Angst hatte ich davor, ein langweiliger Spießer zu werden, der mit weißen Socken in den Sandalen und Nickelbrille über die praktischen Vorzüge dieser Autos im Freundeskreis doziert. Angeführt haben die Liste Hummer und Porsche, stehen sie doch für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Verantwortung.  Diese Meinung vertrat ich auch konsequent vor meiner lieben Ehefrau. Erst als sie der Kategorie Verantwortung auch das Budget hinzufügte, musste ich einsehen, dass ich die Liste wohl falsch herum hielt. Weitere zwei Wochen später hatten wir uns für ein neues Auto entschieden – so schnell wie noch nie.

Und es wurde ein …

Wir kauften uns schließlich einen Opel Astra – ein Kombi! Mittlerweile ist er schon einige Wochen unser Transportmittel und ich trage immer noch keine weißen Socken. Auch keine Sandalen. Aber ich erzähle meinem Freundeskreis, wie lässig und praktisch doch ein Kombi ist. Und Giulietta? Der Abschied fiel leichter als gedacht. Auch weil sie noch viel dazu beigetragen hat, dass wir uns überhaupt ein neues Auto leisten konnten.

 

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