Ganze zwei Wochen blieben uns Zeit, von der Diagnose Brustkrebs bis zur ersten Chemo-Therapie. Wir wollten die Zeit so gut, wie möglich, als Familie nützen. Dennoch blieb die Stimmung bedrückend. Wir wussten nicht, was uns bevorstand. Wir wussten nur: Wir nehmen den Kampf an.
Der Tag X
Für drei Tage war der erste Krankenhausaufenthalt geplant. Ich packte für meine liebe Ehefrau den Koffer. Einfach, weil ich unterstützen wollte, aber nicht recht wusste, wie ich das tun sollte. Ich konnte ja bisher nicht einmal das Wort “Krebs” in den Mund nehmen. Anja hingegen zeigte sich unglaublich stark und zuversichtlich. Die ganze Autofahrt ins Spital redete ich ohne Pause durch. Für einen, der mit der Mindestzahl an Worten sonst ganz gut durch den Tag kommt, war das eine bemerkenswerte Leistung. Der Abschied fiel mir schwer. Anja hingegen behielt ihren Optimismus und beruhigte mich – das wäre eigentlich meine Aufgabe gewesen.
Papa & Sohn-Programm
Die eigentliche Herausforderung wartete auf mich allerdings erst. Mein Sohn war seit seiner Geburt noch keine Nacht von seiner Mama getrennt. Ich bereitete ihn zwar auf die Abwesenheit seiner Mama vor, aber hatte keine Ahnung, wie er die Trennung verkraften würde. Dafür hatte ich extra ein vielseitiges und spannendes Papa&Sohn-Programm entworfen. Mit Dingen, die sonst auf der “Liste der Ausnahmen” ganz oben standen. Kurz gesagt: Die Ablenkung funktionierte tatsächlich. Drei Tage später standen wir mit Blumen in der Hand vor dem Spital und warteten auf seine Mama.
Das erste Wiedersehen
Schon nach wenigen Augenblicken war klar: Die erste Chemo hatte ihre Spuren hinterlassen. Anja war sichtlich gezeichnet. Nichts wirkte einfach, jede Bewegung, jede Handlung fiel ihr schwer. Dennoch hatte sie immer noch ihr Strahlen im Gesicht, als sie uns sah. Ich hingegen tat mir schwer, die ganze Situation zu begreifen. Ich hatte eine gesunde Frau in ein Spital gebracht und nun eine kranke Person abgeholt. Das wollte nicht in meinen Kopf.
Wieder daheim
Die ersten Tage hütete Anja das Bett. Vielmehr war auch nicht möglich. Die Nebenwirkungen ließen nicht auf sich warten. Unser Plan, der Krankheit keinen Raum zu geben, sie aus unserem Alltag auszusperren und stets für Normalität zu sorgen, blieb aufrecht. Mein Sohn und ich unternahmen viel und versuchten die Ruhe daheim nicht zu stören. Doch die Uhr tickte. Nur drei Wochen – dann stand die nächste Chemo schon wieder vor der Türe.
Die nächste Chemo
Wir schafften es tatsächlich, nicht unseren Mut und Optimismus zu verlieren. Auch, weil die Hilfsbereitschaft in der Familie und im Freundeskreis überwältigend war. Wir konnten uns so wirklich darauf konzentrieren, dass Anja sich schonen konnte und Kraft sammelte. So eigenartig es klingen mag: Wir tankten in dieser Zeit nicht nur neue Energie als Familie, sondern blickten wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Doch der Teufel “Krebs” schläft nicht. Man kann ihn einfach nicht aussperren. Das mussten wir erst lernen.