Unerfahrene Jung-Eltern hängen anfangs regelrecht an den Lippen erfahrener Erziehungsberechtigter. Die Suche nach einem Tipp für eine ruhige Nacht oder für die einfache Erkenntnis, dass eh alles „normal“ ist, treibt Eltern bei ihrer Informationsbeschaffung an. Vorwiegend (Schwieger-) Mütter tänzeln hier nicht immer leichtfüßig auf dem schmalen Grat zwischen Plaudern aus dem Nähkästchen und belehrender Besserwisserei, die ja allesamt nur gutgemeinte Tipps sind. Aber als verantwortungsvoller Vater, braver Ehemann und Sohn höre ich aufmerksam zu. So sammelte ich in den letzten Monaten 10 Aussagen, die mich abwechselnd zum Schmunzeln oder aber zum Kopfschütteln bringen. Und mir mittlerweile auch launige Antworten entlocken.
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„Wie machen das denn die anderen?“
Der Killersatz für junge Eltern. Wüssten wir es, wie es besser geht, könnten wir es ja auch so machen. Vielmehr zermürbt es, sich ständig mit imaginären, perfekten Erziehungsberechtigten messen zu müssen.
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„Früher haben wir das anders gemacht“
Ein weiterer Lieblingssatz von (Schwieger-)Müttern. Zum Glück war es früher anders. Gott sei Dank können wir heute Essen aus einem Hipp-Glas anbieten, viel sicherer ist es, dass der Kindersitz im Auto gegen die Fahrtrichtung angebracht ist und wie angenehm ist es, Kinderkleidung öfters wechseln zu können, weil uns eine Maschine beim Waschen dieser unterstützt. Und Honig tropft man heutzutage auch nicht mehr auf den Schnuller.
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„Mein Kind schlief von Anfang an durch“
Allen Eltern sei es ja zu gönnen, dass ihr Baby rasch einen Durschlafrhythmus erlernt. Dort, wo es eben (noch) nicht der Fall ist, schmerzt der neidvolle Blick ins andere Schlafzimmer.
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„Das müssen die Zähne sein“
Sobald ein Baby übermäßig Speichel produziert, muss es wohl das Zahnen sein. Sagt der ratgebende Volksmund. Demnach hätte mein Sohn mit sechs Wochen seinen ersten Zahn bekommen müssen. Acht Monate später sabbert er weiterhin brav vor sich hin, einen Zahn finden seine Eltern auch bei der akribischsten Suche noch immer nicht.
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„Schreien ist gesund für die Lunge“
Auch ich sprinte nicht jedes Mal zu meinem Sohn, kündigt sich eventuell eine lautstarke Mitteilung an. Ich ziehe ihn aber auch nicht an der Haaren, um seinen Haarwachstum zu fördern …
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„Ich glaube, er will nicht schlafen“
Ein Satz, der durchaus seine Richtigkeit hat. Freiwillig wird mein Sohn nie sein Bett aufsuchen und sich ausreichend Schlaf gönnen. Zu groß sind seine Neugierde und die Sorge, etwas zu versäumen. Sowohl tagsüber als auch nachts braucht er ausreichend Schlaf.
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„Bei mir schreit dein Sohn nie“
Klar, ich stehe auch beruhigend daneben, lenke ihn ab und zeige ihm, dass er nicht allein bei der nicht elterlichen Person sein muss.
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„Was hat er denn?“
„Hunger und Schmerzen.“ Zu verlockend scheint der Blick in den Kinderwagen für fremde Personen zu sein, um gleich diese Frage nachzuschießen, zeigt sich mein Sohn nicht von seiner Schokoladenseite. Daher hat diese Frage kaum eine andere Antwort verdient.
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„Wollt ihr noch ein zweites Kind?“
Fragt man einen Marathonläufer kurz nach dem Zieleinlauf, ob er sich noch so einen Lauf antun wird?
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„Genießt die Zeit“
Steckt man mittendrin in einer Zeit voller Ratlosigkeit, Schlafentzug und Desorganisation des Alltags schmerzt diese gutgemeinte Botschaft. Lange Zeit antwortete ich nur mit einem zerknirschten „Jo, eh“- Blick, um im gleichen Moment meinen Sohn vor einem Kamikazesprung von der Couch zu retten. Bis ich diesen Satz selbst bei noch frischgebackeneren Jung-Vätern anbrachte und sogar daran glaubte. Denn diese Zeit ist nun einmal unglaublich schön.