Ein Jahr darf ich mich nun schon Vater nennen. Mein Sohn gab mir in diesem Jahr einige Rätsel zu lösen. Aber er sorgte auch dafür, dass ich selbst neue Erfahrungen machte. Und damit waren sie wieder da: Meine sieben Dinge!
1) Meins ist nicht mehr Meins
Der Volksmund behauptet ja, dass die Ehe einem Mann seinen Besitz nimmt. Das stimmt nicht. Es ist das eigene Kind. Egal, ob Fernbedienung, Handy, Tablet, Brille oder Zeitung – kaum habe ich eines dieser Dinge in der Hand, versuchen zwei unkoordiniert fuchtelnde Babyhände mir diese zu entreißen. Wirklich gefährlich ist mittlerweile das Verspeisen von Snacks auf der Couch: Im Augenwinkel sehe ich einen immer größer werdenden Mund verwegen auf mich zustürzen – ganz ohne Rücksicht auf eigene Verluste – um ja einen Bissen zu ergattern.
2) Schlafentzug
In all den Jahren zuvor hat mich das Thema Schlaf noch nie so intensiv, fast schon wissenschaftlich, beschäftigt. Ich hatte nur immer zu wenig davon. Das hat sich auch nicht geändert, nur liegt es jetzt nicht an mir. Und das fordert mich seit Monaten heraus, Literatur zu studieren, Best-Practices auszuprobieren und Schlafrituale zu entwerfen. Und total übermüdet am nächsten Tag aufzustehen. Wenigstens das funktioniert. Irgendwie.
3) Empathie
Als Elternteil entwickelt man scheinbar automatisch große Empathie mit anderen Erziehungsberechtigten. Und Kindern. Bekam ein kleiner Mensch in der U-Bahn einen Tobsuchtsanfall, sah ich früher beschämt weg und fragte mich, was denn hier nur schief laufe. Heute fühle ich mit den Eltern mit. Und den Kindern. Ähnlich ergeht es mir bei Medienberichten oder Filmen, in denen Kindern ein Unglück widerfährt. Solche Szenen belasten mich noch mehr als früher. Und frage mich selbst, wie ich als Kind Serien wie Nils Holgersson, Perrine oder Pinocchio, die allesamt ohne Eltern aufwachsen mussten, unbeschadet überstehen konnte.
4) Wandern
Etwas überraschend in dieser Liste ist das Wandern: Dabei liegt meine letzte Wanderung ohne Baby viele, viele Jahre zurück. Und wäre ohne Kind ja auch so einfach gewesen. Heute habe ich ein Baby auf den Bauch geschnallt und einen Rucksack mit seinen – überlebensnotwendigen Dingen und die dazugehörigen ebenso wichtigen Reserven – auf dem Buckel. Im Idealfall finde ich noch irgendwo Platz für eine kleine Trinkflasche für mich. Meist natürlich dort, wo ich mit all dem Ballast auf meinem Körper nicht hingelange. Dennoch: Es ist eine spaßige Alternative zur Kinderwagenausfahrt
5) Baby-Lachen
Lachen ist gesund. Ein herzhaftes Babylachen setzt aber noch eines drauf. Und macht Eltern richtig süchtig danach. Obwohl es ja eigentlich nicht melodisch klingt. Eher rauchig und herb. Doch diese pure Lebensfreude, das Ergötzen an scheinbar belanglosen Dingen macht das Baby-Lachen zur elterlichen Energiequelle.
6) Der Zeit-Turbo
Sehe ich mir Fotos von meinem Sohn an, kommen mir die Zeitpunkte dieser Erlebnisse vor, als ob sie gestern gewesen wären. Sind sie aber nicht. Meist liegen viele Wochen dazwischen. Die allerdings wiederum so rasch vergangen sind. Mein professionelles Fazit: Mit einem Baby vergeht die Zeit tatsächlich viel schneller.
7) Ich bin alt
Der Zeit-Turbo macht auch vor mir nicht Halt. Viele, viele Jahre hörte ich wohlwollend, dass ich jünger aussehe, als ich tatsächlich bin. Diesen Satz habe ich nicht mehr gehört, seit ich Vater bin. Begrüßt mich morgens mein Spiegelbild, weiß ich auch warum. Auf meinem Kopf setzt die Schar an weißen Haare ihren Feldzug fort, Augenringe machen sich in meinem Gesicht breiter als gewünscht und ich wirke stets erschöpft. Oder eben alt. Und ich merke auch, wie schwerfällig ich geworden bin, hetze ich meinem krabbelnden Sohn am Boden hinterher.
Wie gesagt: Das alles wird’s noch nicht gewesen sein. Denn eines habe ich bereits gelernt: die einzige Konstante im Leben eines Vaters ist die Veränderung …
Meine sieben neue Entdeckungen sind auch Thema bei Wienerin mit Kind