Papa in Elternteilzeit: Warum ist das so schwierig?

Über die Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnte ich einen eigenen Blog füllen. Keine Sorge, das mache ich (vorerst) nicht. Eine Möglichkeit, etwas Entspannung in die Vereinbarkeitsfrage von Beruf und Familie zu bringen, ist die in Österreich gesetzlich geregelte Elternteilzeit. Was am Papier wunderbar praktikabel aussieht, hakt leider in der Durchführung. Aber warum muss das so schwierig sein?

Traditionelle Rollenmuster

Über ein Jahrzehnt investierte ich viel Zeit und Energie in meinen Job, um dem Anspruch als Führungskraft im mittleren Management gerecht zu werden. Im Zweifelsfall musste stets das Privatleben einen Schritt zurücktreten. Irgendwann gehörte diese Reihenfolge zu unserem Familienleben dazu. So modern und gleichberechtigt wir als Paar agierten, so tief verfielen wir als frischgebackene Eltern einem traditionellen Rollenmuster. Keine Karenz, keinen Papa-Monat und keinen einzigen Pflegetag nahm ich in den letzten drei Jahren in Anspruch. Ich wollte ja keine Zweifel an meinem beruflichen Engagement durch meine neue Vaterrolle aufkommen lassen. Immerhin war ich ja plötzlich für eine Familie verantwortlich. Und dabei sind Beständigkeit und (finanzielle) Sicherheit ganz wichtige Parameter. All das war nur möglich, weil meine liebe Ehefrau meine Abwesenheit in der Kinderbetreuung kompensierte.

Kein Ding ohne Ding

Das hatte natürlich seinen Preis. Vor allem im letzten Jahr merkte ich, dass die Ansprüche meines Sohnes größer wurden, meine Zeit aber nicht mehr. Abends sah ich meinen Sohn nur kurz, wirkte selbst stets gestresst, weil mein Arbeitstag noch nicht abgeschlossen schien. Am Wochenende versuchte ich die fehlende Zeit aufzuholen. Sonntagabend waren wir dadurch eine Papa-Sohn-Symbiose, die sich bis zur Mitte der Woche wieder auflöste. Ich war auf dem besten Weg, etwas zu werden, was ich niemals sein wollte: Ein Wochenend-Vater.

Die Vereinbarkeitsfrage

Den eigentlichen Auslöser, etwas zu ändern, lieferte mir aber erst meine liebe Ehefrau. Nach drei Jahren in Karenz erhielt sie im Sommer die Zusage, ihren Job mit der gleichen Verantwortung wie zuvor antreten zu können. Ohne ein Frauenflüsterer sein zu müssen, erkannte ich, dass allein der Gedanke, Windeln gegen PC zu tauschen, ihr nach drei Jahren Kindergeschrei neue Energie einhauchte. Und ihr diese gleichzeitig auch wieder nahm. Denn die Vereinbarkeitsfrage von Beruf und Familie für eine lückenlose Kinderbetreuung konnten wir beide beim besten Willen nicht beantworten. Andere Antworten lagen dafür auf der Hand: Meine liebe Ehefrau sehnte sich nach ihrem beruflichen Comeback und mir fehlte die Zeit mit meinem Sohn. Also reichte ich einen Antrag auf Elternteilzeit ein und startete damit eine Reise ins Ungewisse.

Der Antrag

Im Vorfeld ließ ich mich dabei von Experten beraten, die vieles unterschiedlich sahen. Beim Thema „Führungskräfte in Elternteilzeit“ finden sich nur einige, wenige OGH-Urteile, aber keine klare Vorgehensweise wieder. Elternteilzeit für Führungskräfte ist offensichtlich immer noch ungewöhnlich. Mein Arbeitgeber sicherte mir im ersten Gespräch vollste Unterstützung zu. In weiteren Verhandlungen kam dann doch einige Unsicherheit zum Vorschein – auf beiden Seiten. Wie ist eine Abteilung mit 30 Wochenstunden zu leiten? Wie flexibel kann ich noch arbeiten? Klar war jedoch, dass es ohne Vertrauen nicht gut funktionieren kann.

Die Zweifel

Oft zweifelte ich in den letzten Wochen, ob die Zeit für Führungskräfte in Elternteilzeit wirklich schon reif ist. Ähnlich muss es meinem Arbeitgeber gehen. Vergleichbare Fälle von Vätern, aber auch Müttern, suchten wir beide in unserem Umfeld vergeblich. Eine sensible Aufklärung zu diesem Thema fehlt auf beiden Seiten. Dabei könnte die Lösung so einfach sein: Egal, ob Mütter oder Väter, die in Karenz oder Elternteilzeit gehen: Sie sollten die Sicherheit haben, dass sie keine Benachteiligungen im Job erfahren. Auf der anderen Seite sollen Arbeitgeber sich durch den gesetzlichen Rechtsanspruch nicht unter Druck gesetzt fühlen bzw. keinen Nachteil verspüren, indem sie familienorientiertes Verhalten fördern. Natürlich muss mit einer Führungskraft in Teilzeit auch ein Umdenken in der Organisation passieren. Was wiederum eine Chance bedeutet, interne Prozesse zu optimieren. Wünschenswert wäre, dass Führungskräfte, die aktiv ihre Elternrolle wahrnehmen, als Gewinn für das Unternehmen gesehen und zu Vorbildern werden.

Die Ungewissheit

Von einer Vorbildfunktion bin ich ungefähr so weit entfernt, wie Rapid vom nächsten Meistertitel in der Bundesliga. Viel zu lang habe ich selbst gebraucht, bis bei mir ein Umdenken stattfand. Erst als ich schwarz auf weiß sah, dass eine lückenlose Kinderbetreuung mit zwei vollzeitarbeitenden Eltern sich einfach nicht ausgehen kann, setzte ich eine Maßnahme. Gleichzeitig wurde mir bewusst, vor welchen Herausforderungen beruflich erfolgreiche Mütter oft stehen müssen. Ob es für mich berufliche Konsequenzen mit der viel zitierten Karrierebremse „Kind“ gibt, kann ich noch nicht beurteilen. Wir werden es sehen.

 

 

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