Die Frage, ob dein Kind ein Mama- oder Papa-Kind ist, scheint sehr beliebt zu sein. Als mir diese Frage zum wiederholten Male gestellt wurde, begann ich tatsächlich darüber nachzudenken. Und ja, es gab tatsächlich Phasen, da hätte ich mich auf den Kopf stellen können, um bei meinem heute vierjährigen Sohn zu punkten. Da lag seine Mama einfach meilenweit im Ranking voran.
Die ersten Schritte
Im ersten Lebensjahr kämpfte ich mit meiner Rolle als Papa. Essen, schlafen, beruhigen – Mama war die Nummer 1. Mir blieb oft nur die Rolle des Pausenclowns. Mein Part war, für gute Stimmung zu sorgen und meine liebe Ehefrau zu entlasten. Nach rund einem Jahr wuchs mein Verantwortungsbereich an. Ich durfte meinen Sohn – manchmal – auch zu Bett bringen, ihn mit Babybrei füttern oder mit ihm abhängen. Ihn bei Hoppalas auch zu beruhigen, dauerte doch etwas länger.
Ein langer Weg
Das passierte erst nach und nach. Wir verbrachten bei stundenlangen Spaziergängen mit dem Kinderwagen viel Zeit zusammen. Er musste dabei lange Papa-Sohn-Geschichten über sich ergehen lassen. Gleichzeitig erkannte der junge Mann, dass wir auch allein sehr gut zurechtkamen. Je größer seine eigene Mobilität wurde, desto abwechslungsreicher wurden unsere Ausflüge. Wir grasten mit der Zeit sämtliche Spielplätze in der Umgebung ab. Das war unser Papa-Sohn-Ding.
Die Corona-Zeit
Der große Durchbruch war allerdings der Beginn der Corona-Zeit. Von einem Tag auf den anderen bekamen wir plötzlich sehr viel mit vom Tag des jeweils anderen. Gleichzeitig hatten wir aus Mangel an Alternativen die Möglichkeit, neue Projekte anzugehen. Wir bauten eine Bobbycar-Rennstrecke auf der verwaisten Straße vor unserem Haus, lernten gemeinsam Radfahren oder gestalteten einen Geschicklichkeits-Parcours im Wohnzimmer. Immer mehr verschwamm sein selbst konstruierter Unterschied zwischen Mama und Papa. Er suchte meine Nähe, wenn er traurig war, und bestrafte mich genauso, wenn ihn seine Trotzigkeit übermannte. Oder er rief mich herbei, obwohl er eigentlich seine Mama meinte. Ein kleiner, aber weiterer Meilenstein in der Eltern-Gleichberechtigung.
Die Phasen
Es gibt immer noch Phasen, da liegt seine Mama einfach meilenweit voran. Niemand erzählt einfach so spannende Gute-Nacht-Geschichten oder kann zum Frühstück binnen Sekunden ein einfaches Butterbrot in seine Lieblingsspeise verwandeln. Doch dann gibt es Phasen, da verlangt mein Sohn nach der „Super-Papa und Super-Samuel“-Kombi, um ein Lego-Schloss zu bauen oder an seinem Raketenschuss (das ist ein Schuss mit dem Fußball, den die Paw Patrol erfunden hat) zu arbeiten. Und manchmal darf ich sogar sein Frühstück „überarbeiten“.
Die Gegenwart
Ob Mama- oder Papa-Kind – mein Sohn hält sich hier noch alle Optionen offen. Stattdessen versucht der kleine Mann seine Eltern nach ihren Stärken einzusetzen. Mit „Mama, mach du das. Das kann der Papa nicht!“ oder „Nein, das soll besser Papa machen“ verteilt mein Sohn die internen Aufgaben. Ja, hier läuft etwas falsch. Aber es soll ja nicht langweilig werden …