Eine neue Ära: Papa & Sohn = Trainer & Spieler

Mein Vater hat es getan. Und nun habe ich es jetzt gemacht. Ich wurde Trainer der Fußballmannschaft meines Sohnes. Eine neue Ära begann!

Eigentlich war dieser Weg vorgezeichnet. Ich selbst begann im Alter von acht 8 Jahren in einem Verein Fußball zu spielen. Was folgte, waren mehr als drei Jahrzehnte als Spieler und Trainer. Mein Vater war in meinen jungen (und auch späteren) Fußballjahren mein Coach. Wir verbrachten daher auch sehr viel Zeit zusammen, sammelten schöne Erinnerungen und können noch heute stundenlang über Fußball diskutieren. Mit der Geburt meines Sohnes beendete ich meine aktive Karriere und schwor dem Vereinsleben ab. Erst als mein Sohn vor 1,5 Jahren seinen Wunsch deponierte, in einem Verein Fußball zu spielen, stieg mein (Vereins-)Fußballfieber nach einigen passiven Jahren wieder an.

Der zurückhaltende Beobachter

Wer Fußball so im Blut hat, tut sich dann natürlich schwer, eine gänzlich passive Rolle einzunehmen. Ich musste jedes Training und Spiel beobachten, analysierte mit Samuel diese Einheiten und ortete natürlich auch Arbeitsfelder. Seine Motivation war sogar so groß, dass er immer wieder zusätzliche Trainingseinheiten einforderte. In meiner Rolle als Privattrainer ging ich voll auf. Mehr als das sollte es nicht werden. Das stand für mich fest. Ich wollte unser Familienleben nicht von Fußballterminen vereinnahmen lassen. Daher übte ich mich auch in vornehmer Zurückhaltung im Vereinsleben.

Der Memory-Effekt

Es kam natürlich anders. In einem zwanglosen Gespräch mit dem aktuellen Trainer tauchte plötzlich die Frage auf, ob ich nicht die zweite U8-Mannschaft übernehmen wolle. Es schien, als ob damit eine Memory-Taste bei mir gedrückt wurde. Es tauchten in der Sekunde all die schönen Erinnerungen, die ich selbst als Nachwuchsspieler und später als Trainer sammelte, auf. Fußball als Zeitfresser war irgendwie kein Thema mehr. Ich merkte sofort, dass mir eine Absage nur ganz schwerfallen würde. Als dann noch der Familienrat zustimmte und vor allem Samuel von dieser Idee begeistert war, trat ich tatsächlich in die Fußstapfen meines Vaters und übernahm im März die U8-Mannschaft meines Sohnes.

Trainer & Sohn

Dass ich die Trainer & Sohn-Konstellation aus meiner Kindheit kannte, machte vieles zwar bekannter, aber nicht leichter. Samuel verhielt sich wirklich sehr reif und ließ in keiner einzigen Trainingseinheit seine Familienherkunft raushängen. Es motivierte ihn sogar zusätzlich, dass ich nun sein Trainer war. Das kam mir aus meiner Kindheit bekannt vor. Dennoch: Der Grat zwischen engagiertem Trainer und fürsorglichen Papa bleibt schmal. Das Schwierigste ist die Gerechtigkeit. Und hier ist Samuels Papa nicht immer der gleichen Meinung, wie sein Trainer. Aber sie reden wenigstens noch miteinander …

Die richtige Entscheidung

Die Frühjahrssaison verging wie im Flug. Es macht unglaublich viel Spaß, Kindern das Fußball spielen näher zu bringen und diese Begeisterung dafür zu entfachen. Es zerrt an den Kräften, kostet viel Zeit und manchmal steht man einfach ratlos am Trainingsplatz, wenn Übungen plötzlich nicht mehr so funktionieren, wie sie es schon einmal taten. Aber gleichzeitig gibt es so viele schöne Momente. Selbst wenn es nur das ist, dass ein Kind das erste Mal in einem Match ein Tor erzielt und beim Torjubel Haaland imitiert. Samuel kickt mittlerweile jeden Tag, ob in der Schule, im Garten oder mit mir an trainingsfreien Tagen. Und ja, wir verbringen nun noch mehr Zeit zusammen. Fußball hat unser Familienleben tatsächlich vereinnahmt. Noch bewegt sich aber alles im Rahmen – sagt auch (noch) meine liebe Ehefrau. Und ich hoffe, dass mein Sohn später auch von so vielen schönen Erlebnissen erzählen kann, wie ich es heute noch aus meiner Zeit als Spieler mit meinem Vater als Trainer mache.

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