Ein typischer Sonntag

Ein Baby braucht Rituale und einen strukturierten Tagesablauf. So lautet einer von vielen gutgemeinten Ratschlägen. Scheinbar brauchen das auch wir als Eltern. Zumindest haben wir uns selbst dabei ertappt. Denn der Sonntag ist unser Familientag. Das zelebrierten meine liebe Ehefrau und ich schon in Vor-Baby-Zeiten. Sämtliche Termine spulten wir im Vorfeld brav ab, um den siebten Tag der Woche ganz nach unseren Vorstellungen gestalten zu können. Egal, ob es schließlich ein Ausflug oder faules Herumlungern auf der Couch war – das einfache Hineinleben in diesen freien Tag bedeutet für uns Luxus.

Der neue Mitbewohner

Mit einem Baby sieht die Sache natürlich etwas anders aus. Schon der Start in den Tag erfolgt lauter. Und eindeutig zu früh – zumindest für zwei von drei Familienmitgliedern. Dafür sorgt der selbsternannte Babywecker in Form meines Sohnes. Aber die Macht über die Nachtruhe haben seine Eltern schon vor langer Zeit verloren. Nach Frühstück und Morgentoilette erwacht am Wochenende auch schön langsam der Tag. Damit folgt die Papa-Sohn-Zeit. Um einerseits das Defizit an gemeinsamer Zeit der vergangenen Arbeitswoche aufzuholen. Andererseits, um meiner lieben Ehefrau babyfreie Zeit zu gönnen. Gemeinsam erforsche ich mit meinem Sohn im Kinderwagen die Umgebung. Nicht ohne sportlichen Ehrgeiz. In 1,5 Stunden versuchen wir jeden Sonntag mehr Kilometer als in der Woche zuvor zurückzulegen. Dass es stets 90 Minuten sind, muss an meiner Vergangenheit als Fußballer liegen. Hier habe ich wohl das Spazieren in diesem Zeitrahmen geübt.

Mittags

Danach folgt ein gemeinsames Mittagessen, bevor – ja, es ist erst 11:30 Uhr – die intensive Spielzeit beginnt. Lego-Türme werden (von mir) gebaut und noch schneller (von meinem Sohn) wieder zerlegt, verstecken gespielt und das noch viel zu große Spielauto begutachtet. Auch die beliebtesten Baby-Hobbys –  Regale ausräumen und Finger in Laden einzwicken – beherrscht mein Sohn bereits. Den anschließenden Mittagsschlaf gönnen wir uns als Familie gemeinsam. Über die Länge und Qualität entscheidet Samuel alleine. Nach seinem ersten Abendessen folgt Teil II der Spielzeit. Mit einer kurzen Unterbrechung einer zweiten Kinderwagenausfahrt. Schließlich müssen wir seiner Mama die neuen Entdeckungen der nahen Wohnumgebung ja zeigen.

Abends

Mit dem Baden startet abends das Einschlafritual. Die größte Challenge für mich dabei ist die Vorbereitungsphase. Dass nach einem intensiven Papa-Sohn-Tag am Wickeltisch nun für einige Minuten Ruhe herrschen muss, versteht Samuel nicht. Stattdessen wird gehüpft, getanzt und geturnt. Während ich schweißgebadet versuche, ihm die Kleidung vom Leib zu reißen. Aus der Ferne begleitet mich hier der weise „Das hast du jetzt davon“ -Satz meiner lieben Ehefrau. Nach dem Gute-Nacht-Brei und dem Verabschieden von seinen Spielsachen verschwindet der kleine Mann mit seiner Mama oder seinem Papa in sein Schlafzimmer. Und lässt diesen Elternteil erst eine Stunde später wieder zurückkehren.

To be continued

Spießig, langweilig und viel zu strukturiert. So mag unser Sonntag für andere wohl erscheinen. Für uns drei ist dieser Tag allerdings tatsächlich unsere Energiequelle. So lange es möglich ist, wollen wir an unserem Familien-Sonntag festhalten. Vielleicht sogar einmal mit ein bisserl mehr Schlaf. Ganz sicher  aber bauen wir bald den Kinderspielplatz-Besuch in unsere Sonntagstour ein.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*