Einen Meilenstein jeder Elternschaft stellt die erste Mahlzeit seines Babys dar. Genau vier Monate nach seinem ersten Schrei starteten meine liebe Ehefrau und ich das Projekt „Feste Nahrung“ für unseren Samuel. Eine Woche bereiteten wir uns auf diesen Tag vor. Wie vor einer großen Prüfung stieg mit jedem Tag unsere Nervosität an. Etwas unterschiedlich waren nur unsere Beweggründe: Meine liebe Ehefrau freute sich auf ihre persönliche Essensfreiheit, kasteite sie sich ja kulinarisch seit Beginn der Schwangerschaft. Ich hingegen strebte die männliche Rolle des Versorgers an, also selbst für das Essen meines Sohnes sorgen zu können bzw. ihn zu füttern. Doch die Vision, endlich von der einschränkenden Stillabhängigkeit losgelöst zu sein, einte meine liebe Ehefrau und mich
Die Ernährungsumstellung
Naiv, wer denkt, ein Hipp-Glas und ein Löffel reichen als Utensilien aus und für den Rest sorgt Samuel selbst. Selbst tappte ich natürlich in diese Falle. Es bedarf viel mehr Information und Vorbereitung, wie mir meine liebe Ehefrau und – ja, es gibt sie tatsächlich – die Hebamme meines Vertrauens glaubhaft versicherten. Diese Baby-Expertin war auch schließlich die 5 (!). Hebamme, die ich im Laufe meiner Vaterschaft kennenlernen und endlich schätzen durfte. Es braucht eben alles seine Zeit …
Die Ernährungsberaterin
Sechs Monate Stillzeit erklärten wir als das angestrebte Ziel. Mit einer achtwöchigen Projektlaufzeit für die große Ernährungsumstellung lag ein ambitionierter Zeitplan vor uns, versicherte uns Samuels Ernährungsberaterin im Hebammen-Gewand. Jeden Tag zur selben Zeit sollten wir seine Mahlzeit festsetzen. Gelingt die erste Woche ohne besondere Vorkommnisse, erweitern wir den Ernährungsplan. So viel zur Theorie. Als Premieren-Menü setzte die Expertin warmen Reisschleim auf die Speisekarte. Und das Gericht sah tatsächlich so aus, wie es klang. Aber darum ging es ja in diesem Fall nicht. Die Aufgabe war, möglichst die ganze Portion in den kleinen Körper meines Sohnes zu bringen.
Das erste Essen
Tapfer verkostete Samuel Löffel um Löffel von der klebrigen Delikatesse. An seinen immer größer werdenden Backen merkten wir allerdings, dass er den Inhalt eher in seinem Mund sammelte als runterschluckte. Doch meine liebe Ehefrau – im Brotberuf ja Lehrerin – entlarvte seinen gefinkelten Schummelversuch. Mit Engelsgeduld fütterte sie ihn tatsächlich bis auch das letzte Reiskorn die Schüssel verlassen hatte und irgendwo in seinem Magen landete.
Das große Zittern
Nun galt es noch, die Bekömmlichkeit der Speise abzuwarten. Mit Argusaugen beobachteten wir unseren Sohn, rechneten mit einer überraschenden Magenentleerung, erhofften einen fröhlichen, satten Samuel. Und tatsächlich: Mein Sohn wirkte zufrieden und entspannt, die Premiere war geschafft. Erst die Windel abends dokumentierte den neuen Speiseplan. Das Projekt wird fortgesetzt. Mit Karotte, Kürbis, Apfel & Co.