Radfahren mit drei Jahren? Ein Kinderspiel!

Im Alter von drei Jahren schon mit dem eigenen Fahrrad fahren? Niemals! Braucht mein Sohn dafür auch Stützräder? Auf jeden Fall! Und wieder einmal lag ich bei beiden Annahmen falsch. Mein dreijähriger Sohn belehrte mich, dass Radfahren doch ein Kinderspiel ist.

Die Vorgeschichte

Das Radfahren mit meinem Sohn beschäftigt mich schon seit seiner Geburt. Intensiv suchte ich daher früh nach einer idealen Transportmöglichkeit für uns beide auf meinem Fahrrad.  Nach dem Kauf eines Kindersitzes für meinen Drahtesel, erweiterten wir im Spätsommer 2019 den Fuhrpark meines damals zweijährigen Sohnes um ein Laufrad. Aber dass der kleine Mann sich mit drei Jahren schon selbstständig auf seinem Rad fortbewegt, schloss ich selbst als Rad-Fan aus. Die coronabedingte Verkehrslage ermöglichte uns jedoch eine ideale Übungsstrecke vor unserer Haustüre. Also entstaubte ich mit dem ersten Frühlingserwachen das Laufrad meines Sohnes, um die ersten Radkilometer 2020 zurücklegen zu können.

Die Motivation

Es dauerte nicht lange, bis eine gleichaltrige Kindergartenfreundin meines Sohnes unseren Weg kreuzte. Statt einer lässigen Kontaktaufnahme mit einem coolen Spruch, starrte Samuel das Mädchen nur an. Sie saß nämlich tretend auf einem Fahrrad. Verfolgt von ihrem laufenden Vater. Damit war für ihn klar: Er wollte auch das Radfahren erlernen. Ich traute ihm nicht ganz, befürchtete viel mehr, dass er mich einfach nur hinter ihm herhecheln sehen wollte.  Also forderte ich zunächst Trainingseinheiten auf dem Laufrad ein. Die er tatsächlich täglich mit Bravour absolvierte. Zusätzlich hielt das immer wieder vorbeiradelnde Mädchen seine Motivation hoch. Also lag es nun an mir, sein Talent zu fördern. Und natürlich das geeignete Material zu besorgen.

Das richtige Fahrrad

Der Angebotsdschungel an Kinder-Fährrädern schreckte mich gar nicht so sehr ab. Schließlich zählte die Recherche nach einem neuen – eigenen – Fahrrad zu meinen Lieblings-Sommerbeschäftigungen. Ich war allerdings nur selten erfolgreich. Bis ich mich entschieden hatte, lag der Sommer in seinen letzten Zügen und ich verschob den Kauf aufs nächste Jahr. So viel Zeit hatte ich jetzt natürlich nicht. Dafür waren die Parameter rasch für mich klar: Wenig Gewicht, dennoch stabil und leicht zu manövrieren. Die Farbe „Rot“ fügte mein Sohn hinzu und erschwerte damit den Kauf in der Corona-Zeit zusehends. Nach einigen Leerläufen fand ich rund 50 Kilometer von unserem Wohnort einen privaten Verkäufer eines passenden Fahrrads. Ein rotes Woom 2-Bike. Auf Stützräder verzichtete ich. Weil ich der Meinung war, dass Samuel durch die Laufrad-Schule das Halten seines Gleichgewichts beherrschte.

Die ersten Trainingseinheiten

Am selben Nachmittag probten wir die ersten Runden. Im Wohnzimmer. Samuel trat in die Pedale, meine liebe Ehefrau stützte ihn und lief im ungesunden Spagat hinterher. Ich bekam schon beim Anblick Rückenschmerzen. In den Morgenstunden verlagerten wir die Trainingseinheit auf die Straße. Diesmal musste mein Rücken leiden. Ein leichtes Antauchen und mein Sohn strampelte los. Dabei hielt er sogar ohne Probleme das Gleichgewicht. Nur verfolgte er leider den „wer bremst, verliert“-Grundsatz. Denn das Stehenbleiben ließ er einfach geschehen. Wann immer es ihm einfiel. Er verließ sich einfach auf seinen elterlichen Begleitschutz.

Und dann …

So übten wir rund eine Woche. Eine körperliche Belastungsprobe für seine Eltern. Also startete ich einen neuen Anlauf. Ich setze meinen Sohn in den Kindersitz auf mein Fahrrad und erklärte immer wieder, was ich beim Losfahren und Stehenbleiben mache. Und dass die Bremse sein Freund ist. Auch verzichtete ich bei der nächsten Trainingseinheit auf einen Begleitschutz. Er musste bis zu mir radeln und auf mein Kommando bremsen. Es vergingen Minuten, bis der kleine Mann das Pedal richtig ausrichtete, um loszufahren. Eine Geduldsprobe für uns beide. Doch plötzlich fuhr er los. Und an mir vorbei. Erst als er das bemerkte, erinnerte er sich wohl an die Handbremse und blieb stehen. Plötzlich ging ihm der Knopf auf. Er fuhr mit dem Rad, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte.

Die erste Tour

Tag für Tag steigerten wir die Strecken. Und das Tempo. Ich lief neben ihm her, musste nur hin und wieder beim Losfahren eingreifen. Schließlich wurde ich ihm wohl zu langsam. Er verlangte, dass auch ich mit dem Rad neben ihm fuhr. Zehn Tage nach unserem ersten Versuch gingen Papa & Sohn erstmals auf eine 3 km lange Radtour. Auch ich lernte dazu: Hätte ich anfangs ein bisschen mehr erklärt und vorgezeigt, statt als überfürsorglicher Helicopter-Vater jeden Tritt zu begleiten, hätten wir das Radfahren schon früher zum Kinderspiel gemacht.

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